KommentarPrivate Equity

Die Rolle von Stimmrechtsberatern ist im Wandel

Im Fall Software One übt der Stimmrechtsberater ISS einen mäßigenden Einfluss in der verfahrenen Lage aus. Das dürfte zum Wohle des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Investoren sein.

Die Rolle von Stimmrechtsberatern ist im Wandel

Stimmrechtsberater

Wachsender Einfluss

Von Christoph Ruhkamp

Stimmrechtsberater wie ISS oder Glass Lewis geben großen institutionellen Investoren Empfehlungen, wie sie auf Hauptversammlungen abstimmen sollen. Ihr Einfluss auf Unternehmen wächst umso mehr, als ein immer größerer Teil des in Aktien investierten Vermögens auf passiv verwaltete Indexfonds entfällt, die sich keinerlei eigene Gedanken über die Auswahl ihrer Anlagen machen, sondern schlicht der Gewichtung des Indexes folgen. Gemäß einer Studie des Investor-Relations-Beratungshauses Ipreo und der Unternehmensberatung HKP Group werden beispielsweise bis zu 40% der von institutionellen Investoren gehaltenen Aktien im Dax inzwischen passiv gemanagt. So bleibt oft nur der Weg über die Hauptversammlung, wenn die Vermögensverwalter dennoch Einfluss nehmen wollen. Zu den Kunden der Stimmrechtsberater zählen institutionelle Investoren wie Assetmanager, Versicherungen, Hedgefonds, Pensionskassen und Universitätsstiftungen. Die Empfehlungen von Firmen wie ISS haben einen deutlichen Einfluss auf die Abstimmungsentscheidungen von institutionellen Investoren. Ihre Meinung im Falle einer Übernahme oder falls ein Unternehmen von einem aktivistischen Investor angegriffen wird und Aktionäre entscheiden müssen, ob sie sich hinter das derzeitige Management stellen oder nicht, zählt. So können die Stimmrechtsberater zum Zünglein an der Waage werden, wie jetzt ISS beim Machtkampf um den Schweizer IT-Dienstleister Software One, den der Finanzinvestor Bain Capital übernehmen will. Die Empfehlung von ISS lautet, gegen den kompletten Austausch des Verwaltungsrats zu stimmen wie ihn die drei Gründer der Firma fordern. Im Fall Software One übt der Stimmrechtsberater also einen mäßigenden Einfluss in der verfahrenen Lage aus. Das dürfte zum Wohle des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Investoren sein. In der Vergangenheit waren Vorstände oft nicht gut auf die Stimmrechtsberater zu sprechen. Dieses Mal jedoch könnte ISS mit seiner Empfehlung den Software-One-Vorstand möglicherweise vor einer Fusion mit der Bain-Capital-Portfoliofirma Rocket Software bewahren.

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