Drahtseilakt für Pedro Sánchez
Bankenfusion
Drahtseilakt für Pedro Sánchez
Von Thilo Schäfer
Das feindliche Übernahmeangebot von BBVA für den heimischen Mitbewerber Banco Sabadell vor gut einem Jahr war von Beginn an ein Politikum. Nicht nur, dass eine solche feindliche Übernahme in Spaniens Finanzbranche gar nicht gut gesehen war. Spaniens zweitgrößte Bank machte sich mit ihrem Griff nach einem der beiden großen Kreditinstitute Kataloniens nur wenige Tage vor den dortigen Regionalwahlen keine Freunde. Die spanische Linksregierung von Pedro Sánchez äußerte von Beginn an Bedenken über die Fusion, die den Markt auf drei sehr große Player reduzieren würde. Nun gibt absehbar auch eine politische Entscheidung den Ausschlag für die lange Übernahmeschlacht. Die Regierung hat sich 30 Tage Zeit gewährt, um Fragen des „öffentlichen Interesses“, die über rein technische Aspekte hinausgehen, zu prüfen. Verbieten kann Madrid den Kauf von Sabadell durch BBVA nicht. Man kann aber wohl hohe Auflagen diktieren, die den Deal unattraktiv machen.
In Brüssel ist man über die Politisierung einer privatwirtschaftlichen Operation nicht glücklich und warnt versteckt mit einem Verfahren gegen Spanien. Schließlich haben alle Aufseher von der Europäischen Zentralbank bis zur spanischen Wettbewerbsbehörde CNMC grünes Licht gegeben, letztere freilich mit Auflagen. Die Europäische Kommission argumentiert damit, dass Europa größere stärkere Kreditinstitute braucht mit Blick auf die angestrebte Bankenunion. Doch zumindest auf kurze Sicht nützt es den spanischen Verbrauchern wenig, wenn das Angebot an Kreditgebern sinkt, solange sie keinen Zugang zu Finanzierung außerhalb ihres Marktes haben.
Sánchez muss nun darauf achten, dass er nicht allein auf die Widerstände seines linken Koalitionspartners Sumar und den katalanischen Separatisten von Junts, die er zum Regieren braucht, Rücksicht nimmt. Denn das kurzfristige politische Eigeninteresse des Regierungschefs darf nicht ausschlaggebend für die Fusion sein. Eventuelle zusätzliche Auflagen müssen glaubhaft wirken und tatsächlich dem öffentlichen Interesse dienen, nicht nur in den Augen der Europäischen Kommission.