Notiert inNew York

Ein Deal für die ganz schön Reichen

Die Königin unter den New Yorker Luxuswarenhäusern, Bergdorf Goodman, steht vor einem Teilverkauf. Dieser soll der Betreiberin dringend benötigte Liquidität verschaffen.

Ein Deal für die ganz schön Reichen

Notiert in New York

Ein Deal für die ganz schön Reichen

Von Alex Wehnert

Wer in New York wirklich exklusiv shoppen will, der hält sich gar nicht erst mit einem Besuch bei Bloomingdale's an der Lexington Avenue, Printemps an der Wall Street oder Saks Fifth Avenue auf – sondern marschiert schnurstracks zu Bergdorf Goodman. Denn hier, am einstigen Standort des Anwesens von Salonlöwe Cornelius Vanderbilt II. in Midtown Manhattan, geraten die Schönen, Reichen und ganz schön Reichen sicher nicht mit dem einfachen Fußvolk in Kontakt, während sie nach Ledermänteln von Loewe, Leinenanzügen von Brunello Cucinelli, Taschen und Portemonnaies von Yves Saint Laurent sowie Parfüms von Maison Francis Kurkdjian stöbern.

Kontrast zum regulären Einzelhandel

Nach Preisschildern suchen Besucher des Warenhauses selbstverständlich vergeblich – dafür stehen ihnen vom Pförtner über den Einkaufsassistenten bis zum Manager alle Mitglieder der Belegschaft mit Rat und Tat zur Seite. Der Umgang hier steht im krassen Gegensatz zum regulären US-Einzelhandel: In diesem haben Kunden regelmäßig das Gefühl, eine Spezialeinheit mit Suchtrupp anheuern zu müssen, um einen halbwegs geschulten, auskunftsfähigen Mitarbeiter ausfindig machen zu können, oder haben sich von in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen steckendem Personal im Kasernenhofton vorschreiben zu lassen, wie sie die Mätzchen von Selbstbedienungskassen aushebeln sollen, die offensichtlich auf Verhinderung von Transaktionsabschlüssen programmiert sind.

Bergdorf's – wie Eingeweihte und solche, die es gerne sein wollen, das im Beaux-Arts-Stil gehaltene Warenhaus nennen – versteht sich indes als mehr denn einen bloßen Ort zum Shoppen, sondern vielmehr als Vermittler eines Erlebnisses rund um den Einkauf. Noch immer betreibt sie nur je ein Damen- und Herrengeschäft, die einander an der Fifth Avenue gegenüberliegen, und hat damit anders als die Konkurrenz nie an Exklusivität eingebüßt. Wer den nötigen Zaster mitbringt, kann hier den ganzen Tag verbringen und sich zum Beispiel im hauseigenen Schönheitssalon verwöhnen lassen, im Restaurant mit Blick auf den Central Park speisen oder sich schon auf der Verkaufsfläche an der Bar laben.

Teilverkauf bahnt sich an

Dies goutieren auch gut betuchte Kunden aus dem Ausland – nur wollen die jetzt nicht nur einzelne Artikel aus dem Sortiment, sondern am liebsten gleich den halben Laden kaufen. So berichtet das „Wall Street Journal“, dass das Mutterunternehmen Saks Global Gespräche zur Veräußerung einer Beteiligung von 49% an dem Luxus-Haus führt. Laut Insidern soll der Deal rund 1 Mrd. Dollar einbringen, zu den mindestens vier im Rennen befindlichen Bietern zählt angeblich auch ein Staatsfonds aus dem Nahen Osten.

Bereits vor der 2,7 Mrd. Dollar schweren Übernahme der High-End-Kaufhauskette Neiman Marcus, durch die Saks Global im vergangenen Jahr in den Besitz von Bergdorf Goodman gelangte, soll ein schweres Staatsvehikel ernsthaftes Interesse an dem Shopping-Tempel gezeigt haben. Für die Muttergesellschaft soll der Verkauf einer Minderheitsbeteiligung wohl den Schuldenabbau erleichtern.

Liquidität muss her

Der Merger mit Neiman, durch den die Unternehmen Synergien im Gegenwert von mehreren 100 Mill. Dollar heben wollen, ist bisher nämlich keine Erfolgsgeschichte. Nach einer Verkaufsebbe bei Luxusgütern hatte Saks aufgrund des Makro-Umfelds zuletzt Probleme, Lieferanten zu bezahlen, beschaffte sich erst im Juni über eine 600 Mill. Dollar schwere Bondemission frisches Kapital und muss Immobilien aus ihrem 9 Mrd. Dollar umfassenden Portfolio abstoßen. Nun soll also neue Flexibilität her, ein Teilverkauf von Bergdorf's könne schon im Frühjahr offiziell werden. Die Premium-Immobilie an der Südostecke des Central Park, die sich im Besitz der ganz schön reichen Familie Goodman befindet, dürfte bei dem Deal aber außen vor bleiben.