Ein Haar in der Suppe
US-Staatsanleihemarkt
Ein Haar
in der Suppe
Von Kai Johannsen
Der US-Staatsanleiheprimärmarkt spiegelt derzeit nicht die Situation von Investoren, die partout nicht mehr in die Papiere des Zentralstaates investieren wollen. Drei Auktionen hatte das US-Treasury für diese Woche angesetzt, und zwar für drei-, zehn und 30-jährige Laufzeiten, also praktisch einmal entlang der US-Staatsanleihekurve. 125 Mrd. Dollar wurden insgesamt aufgenommen, 58 Mrd. Dollar über drei Jahre, 42 Mrd. Dollar über zehn Jahre und 25 Mrd. Dollar über 30 Jahre. Bei den dreijährigen Titeln war die Nachfrage moderat unter Durchschnitt. Gut war sie bei den zehnjährigen Papieren, wo die Bid-to-Cover (Gebote zu Deckung) bei 2,6 lag und damit über dem Durchschnitt von 2,56. Etwas unterdurchschnittlich war die Nachfrage bei der 30-jährigen Anleihe, mit einer Bid-to-Cover von 2,31 im Vergleich zum Durchschnitt der zehn vorigen Auktionen dieser Laufzeit von 2,42. Die Nachfrage war aber immer mehr als doppelt so hoch wie das Angebot. Das Bild eines Schuldenmanagers, der mit dem Rücken zur Wand steht, weil einem die Investoren reihenweise die kalte Schulter bei der Bond-Versteigerung zeigen, sieht dann doch anders aus. Die USA können sich derzeit also weiterhin am Staatsanleihemarkt refinanzieren. Erst wenn die Nachfrage deutlich unter den Wert von 2 fallen sollte und das gleich in mehreren Auktionen nacheinander, sollte man anfangen, sich ernsthaft Gedanken zu machen. In die Hände spielt dem Finanzministerium natürlich, dass die Renditen deutlich angestiegen sind in den vorigen Wochen, als Investoren die Papiere aus den Portfolios schmissen. Das sind für manche Anleger nun attraktive Zinsniveaus, die man gern mal festzurrt.
Ein Haar in der Suppe lässt ja meistens finden, und das ist auch bei der Auktion der 30-jährigen Anleihe der Fall. Die sogenannten indirekten Bieter, worunter auch ausländische Investoren in einer Auktion fallen, lagen bei 58,9%. Das ist immerhin der niedrigste Stand seit November 2019. Der Wert ist auch geringer als im April, als es noch 61,9% waren. Aber auch das ist alles andere als besorgniserregend.