Ein Militärschlag zur Deeskalation
Ölmarkt
Ein Militärschlag zur Deeskalation
Von Martin Dunzendorfer
Trotz vorheriger Warnungen und einem Ultimatum zur Beendigung des Atomprogramms kam der Angriff der US-Luftwaffe auf drei Nuklearanlagen im Iran überraschend. Hatte man doch zum einen erwartet, dass die Israelis weiter die „Drecksarbeit“ (Bundeskanzler Friedrich Merz) für den Westen machen würden, um das Regime in Teheran zu schwächen und das Land auf dem Weg zur Kernwaffenmacht zu stoppen. Offenbar verfügen die israelischen Streitkräfte aber nicht über konventionelle Bomben, die nötig sind, um bestens gesicherte Bunker zu sprengen, in denen der Iran Uran anreichert. Zum anderen schien für Außenstehende auch die Dringlichkeit einer Intervention durch die USA nicht so groß zu sein, dass ein Militärschlag zu erwarten war.
30 Prozent allen auf dem Seeweg transportierten Öls betroffen
Iran ist einer der wichtigsten Ölförderstaaten der Welt. Offiziell hat das Land aufgrund von Sanktionen kaum Möglichkeiten zum Ölexport; tatsächlich werden erhebliche Mengen ausgeführt. Zudem hat das Mullah-Regime damit gedroht, im Fall eines US-Angriffs die Straße von Hormus zu blockieren. Die Straße ist ein Nadelöhr für Öltransporte nach Asien, Westeuropa und in die USA. Das Volumen der Tanker, die die Meerenge passieren, entspricht rund 30% allen auf dem Seeweg transportierten Öls weltweit.
Rezessionsängste gleichen Furcht vor Ölengpass aus
Auf Krisen, in denen wichtige Ölproduktionsländer involviert waren – etwa Russland nach dem Angriff auf die Ukraine –, hat der Ölpreis stets stark reagiert. Doch am Montag pendelte die Notierung um den Freitagsschlusskurs. Eine Erklärung dafür ist, dass Marktakteure offensichtlich davon ausgehen, dass sich die Situation im Nahen und Mittleren Osten nach dem Eingreifen der USA eher entspannt als weiter eskaliert, weil dem Iran die Überlegenheit der amerikanischen Streitkräfte vor Augen geführt wurde. Eine andere Interpretation der schwachen Ölpreisreaktion ist, dass eine globale Rezession – hervorgerufen durch den von Trump ausgelösten Zoll- und Handelsstreit und nun auch durch den Krieg in Vorderasien – erwartet wird, was die Ölnachfrage dämpfen würde. So gleichen sich Rezessionsängste einerseits und die Furcht vor einem Ölengpass andererseits aus.