Ein Sandwich mit dem Hauch von Luxus
Notiert in London
Ein Hauch von Luxus
von Andreas Hippin
Das Sandwich ist aus dem britischen Alltag nicht wegzudenken. Briten haben ein inniges Verhältnis zu belegten Broten. Einen „Meal Deal“ aus Sandwich, Getränk und Snack – in der Regel einer kleinen Tüte Kartoffelchips – bietet nahezu jede Lebensmitteleinzelhandelskette an. Ausgangspunkt waren Anfang des Jahrhunderts Tankstellen und Autobahnraststätten. Meist handelt es sich um gute Angebote. Einzeln gekauft wären die Bestandteile deutlich teurer.
Endlose „Liquid Lunches“ im Pub nebenan gehören in der City of London und anderen Bürostandorten der Vergangenheit an. Eine Kantine gibt es meist nicht. Die junge Generation will meist sowieso keine lange Mittagspause, sondern möglichst schnell wieder zuhause sein. Zudem demonstriert sie durch „Al Desko“ statt „Al Fresco“ ihr Engagement für die Firma. Alkohol konsumieren viele ohnehin nur noch in homöopathischen Dosen.
Pret A Manger greift an
Die Kaffeehauskette Pret A Manger will diesen Markt testen. Dabei werden Kombinationen wie ein Croissant mit einem Getränk oder ein Sandwich mit Getränk und Snack zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Leicht wird es nicht, denn im Geschäft mit „Meal Deals“ geht es um den Preis. Als Tesco diesen im Sommer um 25 Pence erhöhte, reagierten Kunden empört. J Sainsbury hatte zuvor 20 Pence mehr verlangt.
Die gut bezahlten City-Angestellten sind erstaunlich kostenbewusst. Die Rückkehr von Thermoskanne und Lunchbox machte bereits einer ganzen Reihe von kleinen Geschäften in der Square Mile, die Lockdowns und Work-From-Home knapp überlebten, den Garaus.
Meal Deal de Luxe
Doch gibt es auch noch einen anderen Markt. Dort herrscht eine höhere Zahlungsbereitschaft als unter denjenigen, die in der Mittagspause schnell zu Boots oder WH Smith rennen, um sich ein pappiges Sandwich mit Zubehör zu holen. Es geht um die Leute, die sich zwar kein dreigängiges Business Lunch im Restaurant gönnen, auf einen Hauch von Luxus aber nicht ganz verzichten wollen.
An sie wenden sich Ketten wie „Sandwich Sandwich“ (Gresham Street) oder „My Favourite Sandwich“ (Liverpool Street Station). In ihren Filialen bekommt man frisch gemachte „Sarnies“, „Butties“, oder wie man sie auch immer nennen will. Sie tragen Namen wie „Eurotrash“ (angebratene Mortadella, Senf, eingelegte Zwiebeln und Mixed Pickles) oder „Bang Bang Banh Mi“, die sich mit Drink und handgerührten Kartoffelchips zu einer Art „Meal Deal de Luxe“ kombinieren lassen. Der kostet dann zwischen 11 und 13 Pfund.
Ein Schuss Nostalgie
Bei den Sushi-Ketten Itsu und Wasabi lässt man mehr liegen. Dafür bekommt man bei den Sandwich-Traditionalisten noch einen ordentlichen Schuss Nostalgie obendrauf. Vermutlich haben ihre Macher den Zeitgeist genau erkannt. Zudem lässt sich so ein Konzept mit vergleichsweise geringen Investitionen realisieren. Fehlt nur noch Londons quietschsüßes Trendgetränk Strawberry Matcha Latte.