Ein Schritt weg von Europa ist ein Schritt hin zu Asien
Ein Schritt weg von Europa ist ein Schritt hin zu Asien
Notiert in Moskau
Weg von Europa, hin zu Asien
Von Eduard Steiner
Während es seitens der USA das – vorerst wohlgemerkt wenig erfolgreiche – Bemühen gibt, mit Russland eine Beziehung wiederherzustellen, gehen Europa und Russland weiter den Weg der zunehmenden Distanzierung. Die Europäische Union verschärfte nach dem kürzlich verabschiedeten 19. Sanktionspaket auch noch die Vergabe von Visa an russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Künftig werden diese keine Visa für die mehrfache Einreise erhalten.
Mit wenigen Ausnahmen müssen sie fortan für jede geplante Einreise ein neues Visum beantragen. Die EU begründet dies mit „zunehmenden Sicherheitsrisiken, die aus Russlands ungerechtfertigtem und nicht provoziertem Angriffskrieg gegen die Ukraine resultieren“. Dazu zählten auch die Instrumentalisierung von Migration, Sabotageakte sowie die potenziell missbräuchliche Nutzung von Visa.
Riecht etwas nach krampfhafter Verkomplizierung, die vor allem all jene Russen ausbaden müssen, denen an der Nähe zu Europa gelegen ist. Aber wie dem auch sei. Auch jetzt zeigt sich: Während einerseits die Distanz zu Europa größer wird, nimmt Russlands Nähe zu anderen Erdteilen, insbesondere zu Asien zu.
Mehr Ausländer in Russland
Nicht nur, dass Russen vermehrt nach Asien reisen und dort auch Immobilien kaufen. Zwischen Januar und September dieses Jahres kamen auch mehr Ausländer wieder in das flächenmäßig größte Land der Welt. Und zwar wurden 3,6 Millionen Reisen nach Russland registriert, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti nach einer Analyse der Daten des Einheitlichen Behördenübergreifenden Informations- und Statistiksystems (EMISS) berichtete. Im Vergleichszeitraum 2024 waren es nur 3,1 Millionen gewesen. Über die Herkunftsländer wurde nichts bekannt. Europäer werden es jedenfalls nicht gewesen sein.
Für die Nachfrage aus Asien spricht auch eine andere Nachricht. So will die malaysische Fluglinie AirAsia, die als größte Billigfluglinie in Asiens gilt, künftig Flüge von und nach Russland einrichten. Starten wolle man binnen eines halben Jahres mit Bangkok-Moskau – und zwar zum Ticketpreis von durchschnittlich 175 bis 200 Dollar, wie Konzernchef Tony Fernandes im Gespräch mit russischen Medien erklärte.
Neue Wege
Die Annäherung an Asien ist natürlich nicht friktionsfrei, und im Handel mit China etwa scheint sie inzwischen einen gewissen Plafond erreicht zu haben. Auf anderen Ebenen werden indes neue Wege zueinander gesucht. So nun – wie kürzlich bekannt wurde – mit der geplanten Ausgabe einer Staatsanleihe in der chinesischen Währung. Laufzeit für die zwei festverzinslichen Papiere wären drei bis sieben Jahre.
Was das Volumen betrifft, so wurde dies offiziell zwar nicht bekannt, aber die Nachrichtenagentur Reuters hatte schon zuvor unter Verweis auf Insider von bis zu 400 Mrd. Rubel, respektive fünf Mrd. Dollar, gesprochen.
Sollte es dazu kommen, wäre es ein gewisser Durchbruch, denn vor neun Jahren ist die Emission einer Yuan-Anleihe noch gescheitert. Heute ist die Welt eine andere. Auch russische Exporteure sitzen auf vielen Yuan. Und Russland braucht Geld.
