Notiert inNotiert in Mailand

Ein Stück Paradies an der Börse

Die Familie Borromeo will die Gesellschaft Kaleon, die unter anderem die Borromäischen Inseln im Lago Maggiore verwaltet und vermarktet, noch in diesem Jahr an die Börsen von Mailand und Paris bringen.

Ein Stück Paradies an der Börse

Notiert in Mailand

Ein Stück Paradies an der Börse

Familie Borromeo will Know-how bei der Verwaltung ihrer Liegenschaften besser vermarkten

Von Gerhard Bläske
bl Mailand

Die Borromäischen Inseln im Lago Maggiore sind ein wahres Paradies für Natur-, Kunst- und Kulturliebhaber. Vor allem die schier überbordende Pflanzenwelt der Gärten und der Renaissance-Palast auf der zweitgrößten Insel Isola Bella ziehen jährlich Hunderttausende von Besuchern an. Die insgesamt fünf Inseln sowie diverse Parks und Burgen am Festland gehören seit vielen Jahrhunderten der Adelsfamilie Borromeo, aus der sieben Kardinäle hervorgingen. Sie herrschte einst sogar über einen Ministaat an den Gestaden des norditalienischen Sees.

Börsengang des Jahres

Verwaltet werden die Latifundien heute von der Gesellschaft Kaleon, die ebenfalls vollständig der Familie gehört – zumindest bisher! Doch Familienoberhaupt und Chairman Vitaliano XI (!) will noch in diesem Jahr 30 bis 35% des Kapitals von Kaleon (griechisch für schön) an das Euronext-Growth-Segment der Börsen von Mailand und Paris bringen. Mit erwarteten Einnahmen von mindestens 60 Mill. Euro könnte dies der größte Börsengang des Jahres in Italien werden.

Die Anleger werden nicht Miteigentümer der Parks, Burgen und Inseln. Die Immobilien bleiben zu 100% bei der Familie, versichert das Unternehmen auf Anfrage. Kaleon will vielmehr das in Jahrzehnten erworbene Know-how bei der Verwaltung und Leitung der Attraktionen vermarkten: Es geht um Dinge wie den Ticket-Verkauf, private Veranstaltungen und Feste, Führungen, Beherbergungen, Restaurants, Cafés oder Einzelhandel. „Wir wollen unsere professionelle Expertise in diesen Fragen anderen Eigentümern von kulturellen Schätzen wie Burgen, Schlössern und Parks anbieten“, erklärt Borromeo.

Großes Potenzial

Der Cousin von Lavinia Borromeo, der Frau des Fiat-Erben und Ferrari- und Stellantis-Großaktionärs John Elkann, sieht großes Potenzial. Nicht nur in Italien. Er schaut sich auch in der nahen Schweiz und in anderen Ländern nach potenziellen Kunden um. Berichte, es sei eine Einigung über die Vermarktung auch der im Schweizer Teil des Sees liegenden Brissago-Inseln erzielt worden, dementiert Kaleon. Das Potenzial des Kulturtourismus, der jährliche Zuwachsraten von 14% verzeichne und bis 2028 auf ein Volumen von 11 Mrd. Euro komme, werde noch nicht ausreichend erkannt und genutzt, meint der Adlige.

Über eine Million Besucher

Mit dem Börsengang will Kaleon, das 2024 bei einem Umsatz von 21,7 Mill. Euro auf einen Nettogewinn von mehr als 2 Mill. Euro kam, die nötigen Mittel für eine Expansion hereinbekommen. Außerdem soll mit der Notierung der Bekanntheitsgrad gesteigert werden. Vorwürfe, er leiste dem Übertourismus Vorschub, weist Borromeo, der die Hälfte des Kaleon-Gewinns an die Aktionäre ausschütten will, von sich: Es gehe darum, das Vergangene zu bewahren, um die Zukunft zu inspirieren. So sollen etwa künftig zwei Roboter Besucher über die Isola Bella führen. Schon jetzt ziehen die Besitzungen der Familie am und um den Lago Maggiore jährlich mehr als eine Million Besucher an. Fast zwei Drittel zieht es auf die Isola Bella.