KommentarAutoindustrie

Es fehlen Kaufanreize

Ohne staatliche Subventionen kommt der Elektroautomarkt nicht auf die Beine. Das zeigt die aktuelle Absatzflaute, die VW in Emden zu Schichtanpassungen zwingt. Der Ruf nach neuen Kaufanreizen wird lauter werden.

Es fehlen Kaufanreize

Elektroautos

Es fehlen Kaufanreize

Von Carsten Steevens

Volkswagen drosselt im Werk Emden die Produktion. Die Nachricht ist erklärungsbedürftig, weil es um das Zukunftsgeschäft mit Elektroautos geht. Dass Schichten vorübergehend gestrichen, Werksferien verlängert und Leiharbeiterzahlen verringert werden, ist, wie aus dem Unternehmen verlautet, Folge des aktuell stockenden Absatzes von Elektromodellen. Die Nachfrage liege fast 30% unter geplanten Produktionszahlen. Handelt es sich nur um eine temporäre Delle, die die E-Auto-Fertigung in einem Werk in Ostfriesland betrifft? Ein Werk, das die Umstellung aus der Verbrenner-Ära mit dem Ende der Passat-Produktion im zweiten Quartal 2024 erst noch abschließen will.

Der VW-Konzern, der den Anteil der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) an den Gesamtauslieferungen in diesem Jahr von 7 auf 10%, bis 2025 auf 20% und bis 2030 auf 50% steigern will, hatte sich zuletzt nach dem ersten Quartal Kritik an einer schwachen Auftragsentwicklung bei BEVs in Westeuropa anhören müssen. In China, wo der heimische Herausforderer BYD den Rang als Marktführer übernommen hat, ringen die abgelösten Wolfsburger darum, im E-Fahrzeug-Markt auf Erfolgskurs zu kommen. Künftig mit Innovationen schneller bei Kunden zu sein ist dabei ein Faktor, Wettbewerbsregeln und Preise sind weitere. In Europa etwa wurden in den ersten drei Monaten im Verhältnis zu E-Fahrzeugen wieder deutlich mehr Verbrenner als im Schlussabschnitt des Vorjahres zugelassen. Weshalb? Ursächlich waren vor allem reduzierte oder gestrichene Förderprämien für teure Stromer. Hoffnungen, der Elektroautomarkt könne bald ohne Subventionen auskommen, erweisen sich demnach weiterhin als verfrüht. Diese Erkenntnis lässt sich auch aus der aktuellen Lage im VW-Werk Emden ableiten. Der Ruf nach neuen Kaufanreizen dürfte lauter werden, zumal in Hochinflationszeiten.

Bei VW ist man zuversichtlich, dass die am Jahresende geplante Markteinführung des Elektro-Passats ID.7 die Auslastung in Emden, wo das Modell exklusiv für Europa und Nordamerika produziert werden soll, wieder verbessern wird. Der Autobauer, der künftig nachhaltige Wertschöpfung höher gewichten will als Volumenwachstum, strebt an, die Produktion marktorientiert auszurichten und den Bau von Lagerfahrzeugen zu vermeiden. Das gilt auch für BEVs, bei denen die Auftragseingänge in Westeuropa derzeit unter dem Vorjahresniveau liegen. Ob das nur eine Momentaufnahme ist und andere E-Auto-Werke von Schichtanpassungen verschont bleiben, muss sich zeigen. Die Ausweitung des BEV-Geschäfts wird holprig bleiben.

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