Endlich Kursfantasie
Endlich Kursfantasie
Klöckner & Co
Endlich
Kursfantasie
Von Annette Becker
Wenn sich Worthington Steel mit Großaktionär Loh einig wird, steht der Übernahme von KlöCo wenig im Wege.
Seit Jahr und Tag müht sich Guido Kerkhoff, Vorstandschef von Klöckner & Co (KlöCo), der Aktie Kursfantasie einzuhauchen. Doch weder die Transformation vom Stahlhändler zum Metallverarbeiter, noch der schrittweise Rückzug aus Europa noch die Einkaufstour in den USA vermochten die Investoren von einer prosperierenden Zukunft zu überzeugen.
Seit Samstag sieht die Welt jedoch anders aus: KlöCo bestätigte Gerüchte, nach denen mit Worthington Steel über ein mögliches Übernahmeangebot verhandelt werde und der Kaufinteressent schon mit der Due Diligence begonnen habe. Die Aktie schnellte daraufhin am Montag um mehr als ein Viertel in die Höhe.
Gerüchte, die keiner kennt
Erstaunlich dabei: Jenseits der beiden involvierten Unternehmen hat niemand zuvor entsprechende Gerüchte vernommen, zumindest lassen sich auf den Drähten der Nachrichtenagenturen keine einschlägigen Meldungen finden. Doch nun ist die Nachricht in der Welt, auch wenn – wie in diesen Fällen üblich – betont wird, dass offen sei, ob und unter welchen Bedingungen es zu einer möglichen Kaufofferte kommt. Der Kurssprung auf knapp 8 Euro hat der Aktie jedenfalls gutgetan, auch wenn damit das diesjährige Jahreshoch, das im März geschrieben wurde, noch nicht erreicht ist. KlöCo bringt trotzdem nur knapp 760 Mill. Euro auf die Waage. Der Kaufinteressent schafft 1,8 Mrd. Dollar. Dabei ist Worthington Steel gemessen an Umsatz und Beschäftigtenzahlen etwas kleiner.
Hoch verschuldet
Die Gretchenfrage ist also, wie viel Geld Worthington Steel bereit wäre, auf den Tisch zu legen. Als Anhaltspunkt mag die Übernahme von National Material of Mexico dienen, für die KlöCo vor drei Jahren das 6,7-Fache des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) zahlte. Die Deutschen haben sich für dieses Jahr ein bereinigtes Ebitda zwischen 170 und 240 Mill. Euro zum Ziel gesetzt. Allerdings bringt KlöCo auch Nettoschulden von 780 Mill. Euro (Ende 2024) mit.
Entscheidend wird aber vor allem sein, ob Großaktionär Friedhelm Loh verkaufswillig ist. Er hatte seine Beteiligung Anfang 2023 über die 30-%-Schwelle gehoben und den freien Aktionären anschließend 9,75 Euro je Aktie geboten. Das Übernahmeangebot hatten Vorstand und Aufsichtsrat seinerzeit als unattraktiv eingestuft. Allerdings hat die Aktie dieses Kursniveau seither nicht mehr gesehen. Es sollte nicht wundern, wenn Loh nach einem verlustbegrenzenden Exit suchte. Er ist schließlich seit Juli 2015 engagiert.
