Retail kann nur der erste Schritt sein
Retail kann nur der erste Schritt sein
Handelszeiten
Retail kann nur der erste Schritt sein
Von Werner Rüppel
International haben mehrere großen Börsen ihre Handelszeiten bereits deutlich ausgeweitet und peilen einen Handel rund um die Uhr an. Nun hat die Deutsche Börse den Handel mit Aktien, ETFs und ETPs über ihren Xetra-Plattform zwar deutlich auf 8 bis 22 Uhr ausgeweitet. Dies aber nur für das Retail-Marktsegment.
Dies wirft die Frage auf, ob die institutionellen Investoren auf Dauer mit einer Xetra-Handelszeit von lediglich 9 Uhr bis 17:30 Uhr zufrieden sein werden. Zumal die internationalen Börsen in einem scharfen Wettbewerb zueinander stehen und zumindest die Blue Chips an etlichen großen Börsenplätzen gehandelt werden beziehungsweise gehandelt werden können.
Internationale Plattform
Natürlich haben die Institutionellen ein besonderes Interesse daran, dass eine Handelsplattform eine hohe Liquidität bietet. Auf der anderen Seite wird der Handel immer internationaler, und auch Xetra ist keine nationale, sondern eine internationale Plattform. Die Deutsche Börse muss daher die Wünsche ihrer Kunden stets sehr zeitnah erfragen. Das macht sie auch. Doch sollten dabei eben nicht allein die nationalen Institutionellen im Fokus stehen, sondern auch die internationalen. Und da geht der Trend dazu, dass auch die amerikanische Zeitzone, und da zumindest die Ostküste, sprich New York, berücksichtigt wird.
Kurzum: Eine Ausweitung der Xetra-Handelszeiten bis 22 Uhr auch für Institutionelle dürfte bald kommen. Und die Deutsche Börse täte gut daran, wenn dieser Schritt nicht zu spät erfolgt, um auch im internationalen Wettbewerb zu punkten.
Eine andere Baustelle für die Börse ist, dass im Geschäft mit den Retail-Anlegern in den vergangenen Jahren Plattformen wie Lang & Schwarz und Tradegate massiv zugelegt haben. Tradegate wurde bisher zwar meist der Deutschen Börse zugeordnet, doch besitzt die Börse mit gut 40% nicht einmal die Mehrheit an der Tradegate Exchange.
Nur noch Kulisse für TV
Durch die Demokratisierung der Anlage über Neobroker wird Retail für Handelsplätze immer wichtiger. Das ist für die Börse ein Problem, als sie mit ihrem Angebot Börse Frankfurt zuletzt höchstens mit dem Parkett als Kulisse fürs TV punkten konnte. Wie zu hören ist, übertreffen die Retail-Umsätze auf Xetra schon vor der Ausweitung der Handelszeiten die der Börse Frankfurt. Wenn die Deutsche Börse nun im Wettbewerb um den Retail-Anleger die Xetra-Handelszeiten erweitert, ist das nur konsequent und richtig. Denn auch bei Retail hat sie Nachholbedarf.
Privatanleger dürfen künftig länger auf Xetra handeln. Internationale Institutionelle sollten das auch dürfen.
