Europas Assetmanagement bleibt fragmentiert
Europas Assetmanagement bleibt fragmentiert
Assetmanagement
Rückschlag
für Europa
Von Gesche Wüpper
Die Politik hat gewonnen, die wirtschaftliche Vernunft verloren. Im Januar hatten BPCE und Generali die Verlobung ihrer Vermögensverwaltungstöchter bekannt gegeben und das Aufgebot für Natixis IM und Generali Investments bestellt. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Paten des italienischen Versicherers gemacht. In den letzten Monaten mehrten sich daher die Zweifel, ob die Hochzeit stattfinden könne. Resigniert mussten die Eltern des Brautpaares jetzt eingestehen, dass die für die Vermählung notwendigen Bedingungen nicht mehr gegeben sind. Und das, obwohl die Gespräche die erhofften Vorteile der Verbindung bestätigt haben.
Die geplatzte Verlobung ist auch für Europa eine schlechte Nachricht. Schließlich wäre durch den Zusammensschluss von Natixis IM und Generali Investments ein paneuropäischer Assetmanager mit Schlagkraft entstanden. Mit einem verwalteten Vermögen von 1.900 Mrd. Euro wären sie nach Amundi die Nummer Zwei in Europa gewesen. Die Bildung von großen Akteuren ist für die europäische Fondsbranche unerlässlich. Denn obwohl die von ihnen verwalteten Vermögen Rekordwerte erreichen, verlieren die europäischen Assetmananager gegenüber ihren übermächtigen US-Wettbewerbern BlackRock und Vanguard weiter an Boden. Gleichzeitig steigt der Druck, Kosten zu senken durch die steigende Konkurrenz von ETFs und sinkende Margen. Um Skaleneffekte nutzen zu können, sind Zusammenschlüsse, wie ihn kürzlich BNP Paribas AM und Axa IM vollzogen haben, erforderlich.
Das Scheitern der geplanten Fusion ist aber auch ein Rückschlag für die dringend erforderliche Entwicklung tieferer Kapitalmärkte in Europa, die Brüssel durch die Wiederbelebung der europäischen Spar- und Investmentunion vorantreiben will. Mangels Gegengewicht können die US-Akteure ihre Dominanz in Europa weiterhin weitgehend unbehelligt ausbauen. Ein Schelm, der angesichts der zur Schau getragenen Nähe der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni zu US-Präsident Donald Trump bei ihrem Widerstand gegen die Fusionspläne Böses denkt.
