KommentarFührungswechsel

Ferrari-Strategie kann Porsche-Probleme nicht lösen

Supersportwagen-Kenner Michael Leiters soll den Porsche-Turnaround schaffen. Ob das hilft? Den Ferrari-Weg kann Porsche nicht einschlagen.

Ferrari-Strategie kann Porsche-Probleme nicht lösen

Porsche

Ferrari-Strategie ist keine Alternative

Von Sebastian Schmid

Supersportwagen-Kenner Michael Leiters soll den Turnaround schaffen. Ob das hilft? Den Ferrari-Weg kann Porsche nicht einschlagen.

Die Aktionäre haben es gefordert und das Zahlenwerk von Porsche ließ keinen anderen Entschluss mehr zu: VW-CEO Oliver Blume wird die Doppelrolle und damit das geliebte Amt an der Spitze des Sportwagenbauers zum Jahreswechsel aufgegeben. Sein Nachfolger Michael Leiters soll ab 1. Januar den Turnaround einleiten.

Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Bis April war Leiters CEO bei McLaren Automotive. Dort wurde er direkt nach der Komplettübernahme durch CYVN (Investmentgesellschaft von Abu Dhabi) abberufen. Neu-CEO Nick Collins wurde damals damit beauftragt, McLaren aus der Sackgasse zu manövrieren und die Automotive-Sparte für künftiges Wachstum neu auszurichten. Den Eigentümern aus dem Nahen Osten ging es dabei auch um eine stärkere Elektrifizierung des Herstellers von Supersportwagen. Bei Porsche darf Leiters, der als Zögling von Ex-CEO Wendelin Wiedeking schon mal in Zuffenhausen tätig war, in der Elektrifizierung bremsend wirken... Blume ist derweil auch daran gescheitert, dass die rasche Elektrifizierung von Porsche die Marge abgeschmolzen hat.

Masse statt Klasse

Leiters muss derweil erst noch zeigen, dass er Volumen kann. Der Supersportwagen-Kenner hat vor den drei Jahren an der McLaren-Spitze bei Ferrari gearbeitet. McLaren kam zuletzt auf kaum mehr als eine halbe Milliarde Umsatz, Ferrari auf knapp 7 Mrd. – Porsche dagegen auf gut 40 Mrd. Euro. Was die Zuffenhausener brauchen, ist vor allem ein besseres Geschäft im volumenträchtigen Premiumsegment – nicht bei Supersportwagen. Und hier steht Porsche vor zwei existenziellen Herausforderungen: In China fällt der Absatz wie ein Stein (–26% nach neun Monaten). In den USA wiederum ist zwar die Nachfrage da (+5%). Mit Trumps Zöllen droht aber eine Belastung der Marge, will man den Aufschlag nicht komplett an die Kunden weiterreichen. Bislang baut Porsche nicht ein Auto in den Vereinigten Staaten. Damit sich dies ändern kann, müsste man sich wohl mit der VW-Tochter Audi zusammentun, um auf die nötige Stückzahl zu kommen. Damit sieht es in zwei von drei großen Märkten schwierig aus. Ob Leiters den Turnaround schafft, wird davon abhängen, ob er wenigstens für eine der Regionen eine Lösung findet. Sollte es nicht klappen, könnte wohl auch Blume interimistisch zurückkehren. Denn auch wenn er bei Porsche geht, ist er noch lange nicht weg. Den Abschied von Porsche hat er sich teuer bezahlen lassen: mit einem neuen Fünfjahresvertrag bei VW.