LeitartikelLandesbanken

Fusion ist für LBBW und BayernLB tabu

Die LBBW und die BayernLB pochen auf ihre Eigenständigkeit. Eine Fusion ist für beide Landesbanken tabu.

Fusion ist für LBBW und BayernLB tabu

LBBW und BayernLB

Tabuthema Fusion

Von Stefan Kroneck

Die LBBW und die BayernLB pochen auf ihre Eigenständigkeit. Eine Fusion ist für beide Landesbanken tabu.

Andrea Orcel wirbelt den Bankensektor auf. Seit 14 Monaten versucht der CEO von Unicredit, die Commerzbank zu schlucken. Gegen den Widerstand der Frankfurter Großbank baut das Mailänder Kreditinstitut seitdem schrittweise über den Markt seine Anteile an der zweitgrößten deutschen Geschäftsbank aus. Mit einer Sperrminorität haben die Italiener bei den „Gelben“ Pflöcke geschlagen.

Das Tauziehen hält zwar die Öffentlichkeit und den Finanzsektor in Atem, doch Gegenreaktionen der Wettbewerber sind nicht auszumachen. Für die Commerzbank ist kein Weißer Ritter in Sicht. Deutschlands Branchenprimus, die Deutsche Bank, will weitgehend ohne Megazukäufe wachsen nach einer langen Restrukturierung.

Größenvorteile zählen nicht

Auch die Landesbanken halten nach außen die Füße still. Dabei gäbe Orcels Vorstoß Anlass genug, weitere Konsolidierungsschritte unter den Landesbanken auszuloten. Schließlich zielt Unicredit vor allem darauf ab, mit einer weiteren Übernahme ihre Marktanteile im Firmenkundengeschäft in der größten Volkswirtschaft der EU auszubauen. Das ist eine Kampfansage an die beiden größten deutschen Landesbanken LBBW und BayernLB. Zu deren Kernaktivitäten gehören Geschäfte mit dem Mittelstand und Dax-Konzernen.

Offensichtlich halten sie sich für stark genug, ebenfalls aus eigener Kraft diese Herausforderung anzunehmen. Ein Zusammenschluss ist für beide Adressen keine ernsthafte Alternative, obwohl Größenvorteile dafür sprächen. So kämen beide Häuser auf eine Bilanzsumme von rund 600 Mrd. Euro, wobei die LBBW mit 326 Mrd. Euro ein Übergewicht hätte (Stand Ende 2024). Die Commerzbank brächte es zusammen mit der HypoVereinsbank (HVB), die Unicredit vor 15 Jahren erworben hatte, auf über 800 Mrd. Euro, wobei die HVB den kleineren Teil von 290 Mrd. Euro beisteuerte.

Eigentümer pochen auf Unabhängigkeit

Mit Blick auf die Marktanteile im Mittelstand (Unternehmenskredite) und auf die Profitabilität bestände allerdings kein akuter Handlungsdruck für die LBBW und die BayernLB. Nach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands vereinen die insgesamt noch sechs Landesbanken und die mit ihnen verbundenen kommunalen Primärinstitute bundesweit zwei Fünftel des Marktes auf sich (Stand 2024). Der Sparkassensektor ist in Deutschland unangefochtener Marktführer. Seit der Zinswende erwirtschaften sowohl die LBBW als auch die BayernLB ansehnliche Gewinne.

Aufgrund der stabilen Situation haben die Träger beider Landesbanken kein Interesse, dass die LBBW und die BayernLB sich zusammentun. Sowohl in Stuttgart (Stammsitz der LBBW) als auch in München (BayernLB) pocht man daher auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Baden-Württemberg und die Sparkassen des Bundeslandes halten jeweils 40,5% der Anteile an der LBBW, die Landeshauptstadt 19%. Bei der BayernLB dominiert der Freistaat mit 80%, auf die Sparkassen des Landes entfallen 20%.

Wieder gewonnenes Selbstwertgefühl

Die Stimmen der Landesregierungen haben ein großes Gewicht. Bei diesen Eigentümerstrukturen hätten Verhandlungen über eine Süd-LB eine sehr geringe Chance, dass sich beiden Seite einigen. Die LBBW und die BayernLB sind mit ihren Bundesländern zu stark verwurzelt und mit der Landespolitik zu eng verknüpft, als dass sich in diese Richtung etwas bewegen könnte.

Die Vergangenheit lehrt, dass dies auch so bleiben wird. Denn nicht mal die Finanzmarktkrise führte dazu, dass sich beide Landesbanken annäherten. Beide Bundesländer mussten damals „ihre“ Institute mit Steuergeldern stützen. Bei der LBBW waren es 5 Mrd. Euro, bei der BayernLB 10 Mrd. Euro. Im Rahmen von EU-Beihilfeverfahren waren sie gezwungen, sich gesundzuschrumpfen. Im Gegensatz zur HSH Nordbank und zur WestLB gelang es ihnen, ihre Geschäftsmodelle tragfähig zu gestalten. Das wieder gewonnene Selbstwertgefühl beider Häuser, unabhängig voneinander die Misere gemeistert zu haben, macht das Thema Fusion in beiden Bundesländern zu einem Tabu.