Märkte trotzen den Protesten
Indonesien
Märkte trotzen
den Protesten
Von Tobias Möllers
Indonesien erlebt derzeit die schlimmsten Unruhen seit vielen Jahren. Massenproteste und Ausschreitungen in verschiedenen Städten haben die Infrastruktur und Gebäude beschädigt. Es gab mehrere Tote. Was als Protest gegen Wohnzuschüsse für Abgeordnete begann, hat sich zu einer breiteren Bewegung gegen Ungleichheit und Korruption entwickelt. Die dortigen Märkte bleiben aber bisher überraschend gelassen.
Die indonesische Rupiah stieg leicht an, nachdem die Zentralbank am Montag bekannt gegeben hat, dass sie in den Devisen- und Anleihemärkten intervenieren werde, um die Währung zu stabilisieren. Indonesische Aktien verzeichneten zwar den stärksten Rückgang seit fast fünf Monaten, nachdem die Proteste am Wochenende zugenommen hatten, doch ein Kursrückgang macht noch keinen Absturz.
Risikoprämien steigen
Indonesien werde dank seiner soliden Fundamentaldaten die Auswirkungen der jüngsten Proteste und Unruhen überstehen, behauptet die Regierung. Sie will ihre Wirtschaftspolitik zur Stützung der Kaufkraft und der Beschäftigung fortsetzen und weiterhin fiskalische Anreize bereitstellen. Dennoch: „Das politische Risiko in Indonesien wird steigen, ebenso wie die Aktienrisikoprämie”, kommentierte John Foo, Gründer von Valverde Investment Partners Pte. in Singapur. In eine ähnliche Kerbe schlägt Wee Khoon Chong, Senior-Stratege bei BNY Mellon in Hongkong: „Wir gehen zwar davon aus, dass diese Unruhen nur von kurzer Dauer sein werden, aber die Anleger werden zweifellos ihre Risiken reduzieren oder ihre Absicherungen für ihre indonesischen Portfolios erhöhen.“ Dagegen bleibt Blackrock ein Fan von langfristigen indonesischen Staatsanleihen und erklärt, dass die hochverzinslichen Anleihen trotz der politischen Instabilität vor Ort eine ausreichende Risikokompensation bieten.
Dennoch kommen die Unruhen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Gerade hatte die Aussicht auf niedrigere Bewertungen und mögliche Zinssenkungen auf eine Rotation einiger globaler Fonds nach Südostasien hingedeutet. Das dürfte an Indonesien nun vorbeigehen.