Gesichtswahrende Lösung an der Spitze von N26
Machtkampf bei N26
Gesichtswahrende Lösung
Von Angela Wefers
Die Rochade zwischen Aufsichtsrats- und Vorstandsspitze bei N26 verheißt mehr Harmonie als es sie tatsächlich geben dürfte. Aufsichtsratschef Marcus Mosen wechselt in die operative Führung, Co-CEO und Mitgründer Valentin Stalf zieht sich aus dem Vorstand zurück und strebt in den Aufsichtsrat. Dazwischen liegt eine unbekannt lange Cooling-off-Periode von mehreren Monaten. Das gibt auch Zeit zum Nachdenken und für weitere Weichenstellungen.
Die Gründer aus Österreich, Stalf und Maximilian Tayenthal, haben in mehr als zwölf Jahren beachtliches auf die Beine gestellt. Die Neobank mit Sitz in Berlin spielt in der europäischen Liga in der Spitze mit. Das Fintech hat im vergangenen Sommer die Gewinnschwelle erreicht. Wie nachhaltig die Profitabilität ist, bleibt angesichts von Kosten für eine neue, tragfähige Struktur, die von der BaFin aufgezeigte Mängel beseitigt, auf einem anderen Blatt. N26 ist keine Unbekannte bei der Aufsicht. Bei schnellem Wachstum kann ein Institut in Risikothemen schnell an sein Grenzen stoßen. Deshalb hatte die BaFin schon einmal einen Bremsklotz bei N26 abgeworfen. Wer von Skaleneffekten lebt, kann dies nicht gebrauchen. Auch ein Dauerdisput mit der BaFin ist dem Geschäft abträglich.
Kein Wunder, dass die Geldgeber nervös wurden und auf Abhilfe dringen. Es fehlt nicht an Ideen bei N26, aber es fehlt an belastbaren Strukturen im Unternehmen. Dies soll sich nun ändern und es muss sich ändern. Die Ankündigung von N26, Aufsichtsrat und Vorstand auszubauen, ist eine logische Folge. Gesucht wurde eine gesichtswahrende Lösung für den Führungswechsel. Diese ist zumindest vordergründig gefunden. Mosen ist N26 seit Gründung verbunden. Allein, sein Wechsel vom Kontrollgremium in den operativen Status kann keine Dauerlösung sein. Auch für Tayenthal ist eine Nachfolge nötig, wenn er voraussichtlich zum Jahresende seinen Posten als Co-CEO räumen wird. Schwer vorstellbar ist, dass diejenigen, die aus nachvollziehbaren Gründen ihre operativen Rollen aufgeben, der neuen Führung Rat geben und Aufsicht ausüben sollen. Damit ist dem Unternehmen nicht gedient.