KommentarBankfusion in Spanien

Gespielte Lässigkeit als Taktik

BBVA versucht Druck bezüglich eines möglichen Scheiterns beim Kauf von Sabadell abzubauen. Dabei ist die Operation durchaus nötig.

Gespielte Lässigkeit als Taktik

BBVA und Sabadell

Gespielte Lässigkeit als Taktik

Von Thilo Schäfer

Wenn man sich die Halbjahreszahlen von BBVA und die hohen Ziele des neuen Strategieplans anguckt, dann könnte man meinen, dass Spaniens zweitgrößte Bank die geplante Übernahme des heimischen Mitbewerbers Banco Sabadell gar nicht nötig habe. In der entscheidenden Phase der feindlichen Übernahmeschlacht, die seit 15 Monaten tobt, strotzt das Kreditinstitut vor Kraft. Der Reingewinn im ersten Halbjahr erzielte einen neuen Rekord von 5,48 Mrd. Euro, und mit einer Eigenkapitalrendite von 20,4% gehören die Spanier in Europas Bankenlandschaft zur Spitze. Das soll bis 2028 sogar noch besser werden. BBVA nahm am Donnerstag die Zielvorgaben ihrer Pläne für die nächsten Jahre vorweg und beeindruckte die Märkte mit der Aussicht auf eine Ausschüttung bis 2028 von 36 Mrd. Euro.

Die Ankündigung ist selbstverständlich eine Taktik, um auf das Lockangebot von Sabadell an die eigenen Aktionäre zu reagieren. Das katalanische Geldinstitut hatte vergangene Woche für die nächsten beiden Jahre Dividenden und Aktienrückkäufe von 6,3 Mrd. Euro versprochen. Der CEO von BBVA zeigte sich bei der Präsentation der Quartalszahlen jedoch betont locker. Eine Aufstockung des Kaufpreises werde es nicht geben. Sollte die Operation nicht zustande kommen, werde man eben allein weitermachen. Der Strategieplan sei davon nicht betroffen.

Die Bank will offensichtlich den Druck mit Hinblick auf ein mögliches Scheitern abbauen. Denn langfristig gesehen ist der Kauf der viertgrößten Bank Spaniens für BBVA ein enorm wichtiger Schritt, um die Abhängigkeit von Wachstumsmärkten, wo nach dem Verkauf der US-Tochter fast zwei Drittel des Gewinns anfallen, zu reduzieren und einen gesünderen Mix vorzuzeigen. Gegenwärtig ist das nicht der Fall. Das Geschäft in Spanien boomt dank der sinkenden Zinsen, während Mexiko, nach wie vor der größte Markt der Bank, unter dem schwachen Peso und der Zollpolitik der USA leidet. Das kann sich aber in einem neuen Zyklus wieder ändern. Sollte BBVA bei Sabadell scheitern, wird man sich wohl nach anderen Zielen in der Eurozone umschauen müssen.