KommentarGoogle-Kartellprozess

Grenzenlose Macht für Big Tech

Der Fall Google zeigt: Der US-Justiz fehlt es im Kampf gegen Big-Tech-Monopole an der notwendigen Konsequenz. Nun steht zu erwarten, dass die Riesen des Sektors ihre Marktmacht noch ausbauen.

Grenzenlose Macht für Big Tech

Google

Grenzenlose Macht für Big Tech

Von Alex Wehnert

Im „Prozess des Jahrzehnts“ um eine illegale Monopolstellung von Google hat das zuständige US-Gericht eine einmalige Chance verpasst, der Marktmacht von Big Tech Grenzen aufzuzeigen. Nun ist ein für allemal klar: Justiz und Regulatoren in Amerika mangelt es an der notwendigen Konsequenz, um die festgefahrenen Strukturen im Sektor aufzubrechen und somit den Wettbewerb zu stärken.

Zerschlagung von Google gescheitert

Der Washingtoner Bezirksrichter Amit Mehta urteilte bereits im vergangenen Jahr, dass Google seine Vormacht am Suchmaschinenmarkt auf unrechtmäßige Weise gesichert habe. Dabei stimmte er dem Argument des Justizministeriums zu, gemäß dem Alphabet Milliarden an Betreiber von Webbrowsern und Smartphone-Entwickler wie Apple zahlte, um Google zur vorab eingestellten Standardsuchmaschine zu machen, und somit den Wettbewerb unterdrückte.

Nun hat Mehta endlich entschieden, welche Gegenmaßnahmen er für angebracht hält. Dementsprechend darf Google die Vereinbarungen mit Browser- und Geräteentwicklern nicht mehr exklusiv schließen. Zudem muss der Konzern Suchmaschinendaten künftig mit Konkurrenten teilen. Doch hatte das Justizministerium auf weitreichendere Maßnahmen gedrungen – allen voran einen Zwangsverkauf des Browsers Chrome. Richter Mehta beugte sich aber den Protestrufen aus Mountain View und verhängte Maßnahmen, die bei weitem nicht ausreichen werden, um das Monopol aufzulösen.

KI bietet nur schwachen Hoffnungsschimmer

Das Gericht verwies zur Begründung für das laxe Vorgehen auch darauf, dass die Kräfte des Marktes infolge des Booms um künstliche Intelligenz ohnehin in Bewegung seien. Dass die Zukunftstechnologie aber tatsächlich für stärkeren Wettbewerb sorgt und junge Anbieter wie Perplexity AI eine größere Bandbreite an Suchmaschinennutzern anziehen, ist angesichts des überschaubaren Mehrwerts ihrer Funktionen bisher nur ein schwacher Hoffnungsschimmer. Vielmehr drängt sich auch hier die Befürchtung auf, dass Alphabet und Apple ihre Finanzkraft nutzen, um gemeinsam auch die Hoheit bei KI-Dienstleistungen über das iPhone zu festigen.