LeitartikelBörsengänge

Gut geschminkte IPOs

Mit den Börsengängen von Douglas und Galderma wird der Auftakt für ein Comeback der IPOs erhofft. Wenn das gelingen soll, braucht es jedoch kräftige Discounts auf die Bewertung der bereits gelisteten Wettbewerber.

Gut geschminkte IPOs

IPOs

Gut geschminkt an die Börse

Von Christoph Ruhkamp

Das Bookbuilding von Douglas und Galderma läuft. Ein Comeback der IPOs beginnt. Aber es braucht Discounts.

CVC und EQT haben alles getan, um die laufenden Börsengänge von Douglas und Galderma so sicher wie möglich zu gestalten. Die beiden Finanzinvestoren haben damit gute Chancen, endlich wieder gelingende Exits über die Börse vorweisen zu können. Das Bookbuilding der Parfümeriekette aus Düsseldorf und des Hautpflegekonzerns aus der Schweiz läuft – und schon jetzt zeichnet sich eine Nachfrage ab, die ausreicht, das Angebot zu decken. Ob es für eine hohe Bewertung reicht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

Das Marktumfeld ist gar nicht mal schlecht. Viele Aktienmärkte in Europa haben Rekordstände erreicht, die Volatilität ist moderat, und ab Juni werden Zinssenkungen erwartet. In diesem Jahr sind bereits fünf Unternehmen in Europa neu an die Börse gekommen. Auch die Performance der bisherigen Neuankömmlinge in diesem Jahr an der Börse kann sich sehen lassen. Die Kurse des Panzergetriebeherstellers Renk in Frankfurt (+67%) sowie des Nachtsichtgeräteherstellers Theon International in Amsterdam (+25%) und des Sodexho-Spin-offs Pluxee in Paris (+9%) liegen jeweils kräftig im Plus – aber es waren relativ kleine IPOs. In den Startlöchern für ein IPO stehen auch der spanische Modekonzern Puig, der italienische Sneaker-Spezialist Golden Goose und der deutsche Fernbusbetreiber Flix.

Die Stimmung ist angesichts der sich seit zwei Jahren aufstauenden, aber nicht stattfinden IPOs hoffnungsvoll. Die gesamte Finanzbranche drückt die Daumen, und CVC und EQT haben darüber hinaus alles getan, um den Anschein zu vermeiden, sie wollten mit ihren Beteiligungen an hoch verschuldeten Unternehmen mal eben schnell Kasse machen. Vielmehr wird der Emissionserlös von Douglas und Galderma in beiden Fällen ganz überwiegend mit neuen Aktien erzielt, und die Einnahmen werden für den Abbau der Schulden verwendet. In beiden Fällen geht es um die Absenkung des Verschuldungsgrads auf rund das Zweieinhalbfache des operativen Gewinns (Ebitda). Das gilt als das für IPO-Investoren erträgliche Maß. Begeisterungsstürme wird es nicht auslösen, wenn mit den Erlösen nur Schulden abgebaut werden, anstatt in Wachstum zu investieren. Aber der Schuldenabbau macht zumindest den Weg frei für darauffolgende Wachstumsinvestitionen mit Einnahmen aus dem laufenden Geschäft, und es ist allemal besser, als wenn überwiegend bestehende Aktien der Altaktionäre angeboten würden. So haben die Private-Equity-Firmen zumindest das brenzlige Thema der hohen Verschuldung gleich von Anfang an vom Tisch genommen. Aber sie streben sehr hohe Bewertungen an. Sowohl Douglas als auch Galderma wollen im laufenden Bookbuilding mit besonders teuren Wettbewerbern verglichen werden. Douglas möchte, dass sich die Investoren an der Bewertung des US-Wettbewerbers Ulta Beauty orientieren, dessen Bewertung inklusive Schulden beim 14-Fachen des Ebitda liegt – oder sogar an der hochprofitablen LVMH-Tochter Sephora.

Ähnlich ambitioniert geht es bei Galderma zu. Das Geschäft des Unternehmens changiert zwischen Kosmetik und Medizin. Je nach Geschäftsbereich gehören der Botox-Hersteller Allergan, der Kosmetikkonzern L’Oréal und das Pharmaunternehmen Sanofi zu den Konkurrenten. Die Schweizer machen 40% ihres Geschäfts mit Botox und Hyaluronsäure, die für Brustvergrößerunge injiziert wird. Galderma will als Bewertung beinahe das 23-Fache des erwarteten operativen Gewinns (Ebitda) im laufenden Jahr erreichen – und damit annähernd dieselbe Bewertung wie der einstige Galderma-Miteigentümer L’Oréal, der jedoch zehnmal größer ist.

Angesichts der vielen Flops bei der Kursentwicklung der Börsenneulinge der vergangenen zwei Jahre werden sich Investoren kaum auf diese Bewertungsebene einlassen. Deshalb haben Douglas und Galderma mit ihren Preisspannen am unteren Ende auch kräftige Abschläge zur Bewertung der Peers von bis zu 50% gewährt und hoffen, dass die Aktien damit billig aussehen. Das war der richtige Schritt. Investoren haben sich oft genug die Finger verbrannt. Wenn die neuen IPOs sicher gelingen sollen, braucht es kräftige Discounts auf die Bewertung der bereits gelisteten Wettbewerber.