Honda im Höhenflug
Notiert in Tokio
Honda im Höhenflug
Von Martin Fritz
Den japanischen Studenten, die es nach langen Jahren des harten Lernens geschafft haben, die schwere Eintrittsprüfung für eine der Spitzenuniversitäten zu bestehen, öffnet sich dadurch automatisch der Zugang zu den größten und bedeutendsten Unternehmen des Landes. Bei der Einstellung reicht diesen Unternehmen allein das Bestehen dieser Aufnahmeprüfung. Fach und Abschlussnote sind erst mal nachrangig, zumal die Auswahl für die Einstellung schon ein Jahr vor der Bachelor-Prüfung erfolgt.
Wertewandel künftiger Manager
Welches Unternehmen diese Jungakademiker bevorzugen, lässt interessante Schlüsse zu strukturellen Veränderungen in Industrie und Wirtschaft zu und spiegelt den Wertewandel der künftigen Managerelite Japans wider. Nun ergab eine Umfrage des Karriereforschungsinstitut Bunka Hoso Career Partners unter 14.000 Studenten rund ein Jahr vor ihren Bachelor-Prüfungen, dass das Handelshaus Itochu ihr beliebtester Wunscharbeitgeber ist. Der Itochu-Rivale Sumitomo folgte auf Rang 7. Weitere Unternehmen in den Top 10 waren die Fluglinie ANA, der Werberiese Hakuhodo, Sony und Dai Nippon Printing. Jeder Befragte konnte bis zu fünf Firmen nennen.
Die Handelshäuser zahlen traditionell hohe Einstiegsgehälter, was die Spitzenplätze von Itochu und Sumitomo erklärt. Auch Banken und Versicherungen locken mit relativ dicken Gehaltsschecks. Aber die einzigen Finanzinstitute in den Top 20 sind Daiwa Securities auf Platz 4, SMBC Nikko Securities auf Platz 15 und Sumitomo Mitsui Trust Bank auf Platz 20. Die Investmentbanken und Broker ziehen junge Leute eher an als Banken, die als altmodisch und bürokratisch gelten. Gefragter sind die Lebensversicherer Nippon Life auf Platz 2 und Dai-ichi Life auf Platz 16 sowie der größte Sachversicherer Tokio Marine & Nichido Fire auf Rang 19.
Ingenieure wollen zu Honda
Innerhalb der Automobil-, Maschinen- und Elektroindustrie jedoch war Honda der Hauptwunsch der befragten Studenten, während Honda im Gesamtranking nur Platz 10 schaffte. Hinter Honda lagen Sony und Panasonic, Toyota belegte nur den vierten Rang, was angesichts der viel stärkeren Marke überrascht. Das Wirtschaftsmagazin „Merkmal Biz“ fand jedoch drei Gründe, warum Honda den ewigen Rivalen Toyota als populärsten Arbeitgeber von Jungingenieuren abgelöst haben könnte. Dafür interviewte das Magazin Studenten, die in die Autoindustrie wollen.
Daraus ergab sich, dass Toyota als „riesiger und stabiler Autohersteller“ wahrgenommen wird. Dagegen wird der weltgrößte Motorradbauer Honda dafür geschätzt, fachfremde Herausforderungen zu suchen, zum Beispiel die Entwicklung von Flugzeugen und neuerdings Raketen, und das persönliche Wachstum von Ingenieuren fördert, etwa durch Projektarbeit und flache Hierarchien. Daraus folgerte das Magazin, dass heutige Studenten bei der Karriereplanung weniger auf Status und Gehalt und mehr auf ihre Interessen und ihre Selbstverwirklichung legen. Die Generation Z existiert also auch in Japan.