Im Zeichen der Kunst
Im Zeichen der Kunst
Notiert in Paris
Im Zeichen der Kunst
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Von Gesche Wüpper
Nach der Fashion Week steht Paris diese Woche ganz im Zeichen der Kunst. Immerhin galt Frankreichs Hauptstadt Jahrhunderte lang als Kunsthauptstadt Europas. Im Kielwasser der Art Basel Paris locken nun zahlreiche alternative Messen, Ausstellungen, Veranstaltungen und Auktionen Sammler und andere Kunstbegeisterte an die Seine. Doch die Kunstwoche wird nicht nur von dem spektakulären Schmuck-Raub im Louvre überschattet. Das weltweit unsichere wirtschaftliche Umfeld könnte den Käufern aufs Gemüt schlagen, fürchten Branchenkenner – auch wenn der Pariser Kunstmarkt im Vergleich zu New York als weit weniger spekulativ gilt.
Rückgang erwartet
Die dem Geschäftsmann Patrick Drahi und der Kering-Eignerfamilie Pinault gehörenden Auktionshäuser Christie's und Sotheby's zumindest gehen davon aus, dass die Versteigerungen, die sie während der Kunstwoche in Paris veranstalten werden, trotz gefragter Werke weniger einbringen werden als im letzten Jahr. Sie rechnen laut Informationen des „Journal des Arts“ mit einem Ergebnis von mehr 120 Mill. Euro, nachdem sie vor einem Jahr 144,6 Mill. Euro verbucht hatten. Nach Angaben des Fachmagazins ist der Umsatz der neun größten Auktionshäuser in Frankreich im ersten Halbjahr um mehr als 16% auf 526,5 Mill. Euro eingebrochen.
Weltweites Phänomen
Eine Tendenz, die auch die Pariser Kunstgalerien zu spüren bekommen. So sind die Verkäufe von jeder fünften der 300 Galerien, die Mitglied im Comité Professionnel des Galeries d'Art sind, im ersten Halbjahr um mehr als 20% zurückgegangen. Zum Vergleich: Letztes Jahr sind die Mitgliedsgalerien des Comités auf Verkäufe in Höhe von 580 Mill. Euro gekommen. Jedoch weisen 25% der Händler einen Umsatz von weniger 150.000 Euro aus und 27% zwischen 150.000 und 500.000 Euro. Der Rückgang ist jedoch kein rein Pariser Phänomen, wie man angesichts der politischen Krise in Frankreich denken könnte. Der Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahren weltweit abgeschwächt, 2024 deutlich stärker als ein Jahr zuvor.
Neuer Schwung
Die Art Basel Paris könnte die Frieze London künftig als Messe für zeitgenössische Kunst überholen, meinen einige Branchenkenner. Obwohl der ein oder andere Vertreter der französischen Kunstszene skeptisch war, als der Schweizer Veranstalter MCH den Zuschlag für die Ausrichtung der 1974 gegründeten, zuletzt etwas angestaubten Messe Fiac (Foire Internationale d'Art Contemporaine) erhielt. Umbenannt, hat er ihr neuen Schwung eingehaucht.
Paris meldet sich zurück
206 Galerien aus 41 Ländern, darunter 63 französische oder in Paris angesiedelte, sind diesmal dabei. 2022 waren es nur 156. Nachdem die französische Hauptstadt in den letzten Jahrzehnten bei zeitgenössischer Kunst im Schatten der britischen Metropole stand, gewinnt sie jetzt wieder eine zentrale Position im Kunstmarkt zurück, wo Frankreich laut dem jüngsten Art Basel and UBS Global Art Market Report 2025 weltweit die Nummer Vier nach den USA, Großbritannien und China ist.