In London wird das Silber knapp
In London wird das Silber knapp
Edelmetalle
In London wird
das Silber knapp
Von Dieter Kuckelkorn
Am Londoner Markt für Edelmetalle, der bislang der wichtigste auf der Welt war, wird das Silber knapp. Dies zeigt sich daran, dass der Silberpreis dort höher ist als in New York und an der Shanghai Gold Exchange, ohne dass Arbitrage dies sofort abgebaut hätte. Mangelnde Liquidität treibt bekanntlich die Preise nach oben. Für die Situation sind zwei Entwicklungen verantwortlich zu machen: Zum einen gewinnt der Edelmetallhandel in Schanghai immer mehr an Bedeutung. Er wird vom Staat gefördert und er ist auch insbesondere für staatliche Adressen und Investoren aus Nationen interessant, die das Ziel von Sanktionen der westlichen Regierung werden könnten. So hatte beispielsweise die britische Regierung im Jahr 2018 neben Devisenreserven Gold im Wert von 1 Mrd. Dollar, das dem venezolanischen Staat gehört, beschlagnahmt. Zum anderen ist der Handel in London und New York verschränkt, weil viele Händler an beiden Märkten aktiv sind. In New York hat das Interesse an Exchange-Traded Funds auf Silber deutlich zugenommen und in der Ostküstenmetropole müssen Handelsgeschäfte mit dem Metall unterlegt sein. Also wandert Silber von London nach New York ab.
Gold fliegt nach New York
Es ist aber nicht nur Silber betroffen. Vor einigen Monaten wurden große Mengen Kupfer von der London Metal Exchange nach New York verschifft, weil befürchtet wurde, dass die Trump-Administration nicht nur Produkte aus Kupfer, sondern auch Kupferbarren einem hohen Einfuhrzoll unterwerfen könnte − wozu es dann doch nicht kam. Aus Londoner Sicht noch bedrohlicher ist, dass New York und vor allem Shanghai im Goldhandel an Bedeutung gewinnen. In den vergangenen Monaten wurde viel Gold ebenfalls wegen Zollängsten von London nach New York geflogen und die Regierung in Peking baut auch den Goldhandel in Shanghai strategisch aus. Letzteres ist aber zumindest derzeit noch eine längerfristige Perspektive, deren Bedeutung angesichts der Wirtschaftskraft Chinas und seiner Bedeutung in den internationalen Handelsbeziehungen aber nicht unterschätzt werden sollte.
Auch die Entwicklung an den Metallmärkten spiegelt damit den sich beschleunigenden Bedeutungsverlust Europas wieder zugunsten von Asien und den USA, die unter Trump ihre Position auch auf Kosten Europas stärken.