MarktplatzBund-Verschuldung

Irgendwie nicht beruhigend

Der Bund wird 2026 eine Rekordverschuldung stemmen müssen. Verteilt wird sie nun noch auf einen neuen Laufzeitenpunkt, und zwar 20 Jahre.

Irgendwie nicht beruhigend

Bund-Verschuldung

Irgendwie nicht
beruhigend

Von Kai Johannsen

In etwa 512 Mrd. Euro wird der Bund 2026 über die internationalen Geld- und Kapitalmärkte beschaffen. Das ist Rekord, sowohl bei der Gesamtsumme als auch bei den Kapitalmarktinstrumenten, also Laufzeiten von zwei bis 30 Jahren, die auf rund 350 Mrd. Euro inklusive Green Bonds kommen werden. Damit übertrifft der Bund nun erstens das Refinanzierungserfordernis aus der Banken- und Finanzmarktkrise 2008/2009, als das Emissionsvolumen von 334 Mrd. Euro (2009) realisiert werden musste, und zweitens auch das Refinanzierungserfordernis aus der Covid19-Pandemie: 2023 wurden 500 Mrd. Euro über die Märkte aufgenommen. Und die ausstehende Bund-Verschuldung wird die Marke von 2 Bill. Euro überschreiten – nun gut einen großen Schritt brauchte man dafür sowieso nicht mehr, denn aktuell sind es 1,997 Bill. Euro – und Ende 2026 wird man dann den Planungen zufolge bei 2,144 Bill. Euro angekommen sein. Zu Erinnerung: In der Finanzmarktkrise 2007/08 hatte der Bund noch Kapitalmarktschulden ausstehen von 937 Mrd. Euro, also weniger als die Hälfte. Damit stellt sich wieder einmal die Frage, wie die Schuldpapiere alle am Markt platziert werden sollen bzw. ob das überhaupt noch ohne größeren Kraftakt möglich ist. Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Bund das stemmen kann: das Investorensentiment für Bundespapiere ist gut, sie sind das sichere Asset in Krisenzeiten, es ist eine der weltweit restlichen Triple-A-Adressen usw. So lauten die Hauptargumente. Aber auch der Bund muss sich offensichtlich ein wenig Gedanken in Sachen Platzierungsfähigkeit machen, wie an der Laufzeitenpolitik absehbar wird, die nun um einen neuen Punkt ergänzt wird. Jahrzehntelang – auch in der Finanzmarktkrise und der anschließenden Rezession – reichte es dem Bund völlig aus, die Kurve an den Punkten zwei, fünf, zehn und 30 Jahren anzusteuern. Später mit steigenden Refinanzierungserfordernissen kamen dann Laufzeiten von sieben und 15 Jahren hinzu. Ab 2026 gesellt sich noch eine neue 20-jährige Laufzeit hinzu. Die Schuld wird auf immer mehr Laufzeiten verteilt. Ganz so beruhigend wirkt das irgendwie nicht.