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Kalte Schulter sieht anders aus

Ein Desaster bei der Auktion japanischer Staatsanleihen ist ausgeblieben. Investoren nehmen die Papiere weiter ab.

Kalte Schulter sieht anders aus

Japan-Bonds

Kalte Schulter
sieht anders aus

Von Kai Johannsen

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nach den kräftigen Kurseinbrüchen an Japans Aktienmarkt und bei japanischen Staatsanleihen hatten Marktteilnehmer als nächstes wichtiges Ereignis eine Auktion von japanischen Staatsbonds im Blick. Sie sollte Aufschluss darüber geben, wie es denn um den Investorenappetit in Sachen Schuldpapiere des Landes bestellt ist, nachdem nur einen Tag zuvor die Papiere in hohem Bogen aus den Portfolios geflogen waren, was die Kurse unter Druck setze und die Renditen auf den höchsten Stand seit 1999 oder gar auf Rekordhochs beförderte. So mancher hatte vermutlich gedacht, dass die Auktion schlecht verlaufen würde. Denn Sorgen bereitet den Anlegern, dass die Staatsausgaben zur Ankurbelung der Konjunktur wohl stärker als erwartet steigen. Finanziert werden muss das über neue Schuldtitel, und genau denen hatten Investoren aktuell ja die kalte Schulter gezeigt. Das könnte sich ja nun in der Auktion erneut zeigen, so die Annahme.

Signalgebend war die Auktion auch deshalb, weil es sich um Papiere mit 20-jähriger Laufzeit handelte, also just jene Bonds, die tags zuvor mit 2,81% auf das höchste Renditeniveau seit Juli 1999 geklettert waren. Aber zum Desaster kam es nicht und damit lief es anders als von vielen im Markt erwartet. Das sogenannte Gebots-/Deckungsverhältnis, ein Maß für die Nachfrage der Investoren, war zwar etwas geringer als bei der vorigen Auktion, was zwar zeigte, dass die Nachfrage leicht zurückging. Aber die Kennziffer befand sich in etwa auf dem Durchschnittswert der Auktionen der vergangenen zwölf Monate. Ein Käuferstreik sieht wahrlich anders aus. Das sorgte an den Märkten für Beruhigung.

Im Blick behalten werden Marktakteure die weiteren Auktionen, insbesondere am langen Laufzeitenende der japanischen Renditekurve. Denn wenn es einmal soweit kam, dass ein Staat vom Zugang zum Bondmarkt abgeschnitten wurde, dann geschah das in der Vergangenheit meist vom langen Ende der Kurve her. Das heißt: Investoren waren nur noch in kurzen Fristen zur Geldüberlassung bereit.