KommentarRTL übernimmt Sky

Kaufpreis statt Mitgift

Vor zwei Jahren wurde Sky Deutschland wie Sauerbier angeboten. Nicht einmal mit einer Mitgift wollten Umworbene zugreifen. Dass RTL nun für das Unternehmen zahlt, hat vor allem zwei Gründe.

Kaufpreis statt Mitgift

Sky Deutschland

Kaufpreis
statt Mitgift

Von Joachim Herr

Wie schnell sich die Lage geändert hat! Innerhalb von zwei Jahren ist Sky Deutschland die Wende gelungen. Im Sommer 2023 war der US-amerikanische Kabelnetzbetreiber Comcast schon eine ganze Weile auf der Suche nach einem Käufer für Sky Deutschland, die Verzweiflung anscheinend groß. In der Branche war es ein offenes Geheimnis, dass ProSiebenSat.1 für die Übernahme des Bezahlfernseh- und Streaminganbieters Sky Deutschland eine Mitgift von mehr als 1 Mrd. Euro geboten wurde. Doch die Umworbene lehnte ab. Nun kauft RTL das Unternehmen für immerhin 150 Mill. Euro plus maximal 377 Mill. Euro – je nach Entwicklung des RTL-Aktienkurses.

Den Erfolg brachte erstens der Wechsel an der Führungsspitze im September 2023. Der frühere Finanzchef Barny Mills trimmte Sky Deutschland als CEO auch mit Änderungen der Technik auf mehr Effizienz und machte die Kunden zufriedener. Das Angebot der Abonnements wurde transparenter und flexibler: Statt Verträgen mit Fallen gibt es nun die Option, das Abo monatsweise auszusetzen. Und Mills öffnete die Sky-Plattform für Partner wie Magenta TV der Deutschen Telekom und Dazn gegen eine Beteiligung an deren Umsätzen. Auch mit RTL wurde eine Partnerschaft gestartet: im Dezember 2023 für Sportübertragungen wie Formel-1-Rennen.

RTL-Chef Rabe erreicht ein Ziel

Zweitens machte Comcast mit der Ersteigerung der Rechte für die Fußball-Bundesliga im vergangenen Dezember die Braut attraktiver: Für die nächsten vier Spielzeiten erwarb Sky Deutschland im Wettstreit mit Dazn das größte Paket mit 196 Spielen in der Saison. Das war für RTL eine entscheidende Bedingung. Mit diesem und anderen Sportrechten sowie 11,5 Millionen Abonnenten kann das gemeinsame Unternehmen – die Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde vorausgesetzt – in den deutschsprachigen Ländern mit Netflix, Amazon Prime und Disney+ mithalten. RTL- und Bertelsmann-Chef Thomas Rabe erreicht so sein Ziel, einen nationalen Champion zu schaffen. Aber nicht, wie eine Zeitlang von ihm ins Spiel gebracht, mit ProSiebenSat.1, sondern mit Sky Deutschland.

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