Das Ende einer Ära
Aktienhandel
Baader räumt Parkett in Stuttgart
Von Thomas Spengler
Auf dem Parkett der Stuttgarter Börse findet so etwas wie das Ende einer Ehe statt. 38 Jahre hat sie gehalten – die Liaison der Baader Bank, des Spezialisten für den Handel mit Auslandsaktien, und dem schwäbischen Handelsplatz. Und wie es in manchen Ehen sein mag, war man einander nicht immer grün, ging aber doch meist respektvoll miteinander um. Dabei fühlt man sich erinnert an einen Zwist in den Nullerjahren, als Baader beim Handel mit strukturierten Produkten wieder ausgebootet wurde. Damit blieb das erfolgreiche Stuttgarter Handelssegment für Optionsscheine und Zertifikate, „Euwax“ für European Warrant Exchange, allein dem gleichnamigen Wertpapierhändler Euwax AG vorbehalten.
Die Euwax wird zum Solisten in Stuttgart
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn man die damalige Entscheidung ebenso wie die aktuelle Kündigung mit dem Umstand in Verbindung bringt, dass die Börse Stuttgart am Platzhirsch Euwax AG mit 84 % die Mehrheit hält und bei Entscheidungen eine derartige Beteiligung nicht ganz außer Acht lassen dürfte. Die Euwax wird damit endgültig zum Solisten in Stuttgart. Aufgrund der börslichen wie außerbörslichen Konkurrenz liegt hier für den Wertpapierhandel insgesamt zwar ein funktionierender Wettbewerb vor, eine Art „Closed Shop“ ist es aber schon, was da in Stuttgart vollends entsteht, wie manche Beobachter meinen.
Vor- und Nachteile des Closed-Shop-Modell
Dies gilt erst recht zu einer Zeit, in der Frankreich und die Niederlande auf europäischer Ebene sich für ein Ende der Single Market Maker-Börsen zugunsten von Multi Market Maker-Plätzen stark machen. Die Forderungen einer entsprechenden EU-Initiative gehen zwar noch weiter, doch könnte der Closed Shop der Stuttgarter den Initiatoren ein neues Argument für ihre Multi Market Maker-Idee liefern. Bliebe am Ende noch die Frage, wer denn nun künftig den Handel der Euwax-Aktie auf dem Stuttgarter Parkett betreut. Sie war bisher die einzige von Baader gehandelte Inlandsaktie in Stuttgart. Wer also soll’s machen, wenn‘s die Euwax aus Compliance-Gründen nicht selbst darf? Vielleicht bietet ja ein Fernskontro einen Ausweg.