Keine Zeit für Kleinstaaterei
Keine Zeit für Kleinstaaterei
Satellitenallianz
Keine Zeit für Kleinstaaterei
Von Gerhard Bläske
Für Europas Satellitenbranche gibt es Hoffnung. Nach langen Verhandlungen steht die Allianz zwischen Airbus, Thales und Leonardo. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer wettbewerbsfähigeren europäischen Konstellation auf diesem Gebiet. Denn die einzelnen Anbieter haben harte Restrukturierungsmaßnahmen hinter sich und müssen Personal abbauen. Im Alleingang würden sie nie mit Konkurrenten aus anderen Weltregionen mithalten können.
Dabei birgt der Markt große Chancen. Goldman Sachs erwartet in den nächsten fünf Jahren den Start von weltweit bis zu 70.000 Satelliten allein im Bereich der niedrigen Erdumlaufbahnen – für Telekommunikation, Internet, militärische Zwecke, den Flugverkehr, die Schifffahrt und vieles andere mehr. Um von dem riesigen Bedarf profitieren zu können, braucht es andere Strukturen und andere Größenordnungen. Wettbewerber – etwa aus China oder Elon Musks Starlink aus den USA – arbeiten schneller, kostengünstiger und effizienter. Auch Unternehmen wie Amazon, das mit dem Projekt Kuiper groß in diesen Sektor einsteigt, stehen angesichts des gigantischen Potenzials schon bereit.
Die europäische Satellitenallianz ist alternativlos. Jetzt dürfen sich die Partner nur nicht in Machtspielen verheddern.
Mit der Ankündigung einer Einigung der Europäer ist es jedoch nicht getan. Der Teufel steckt im Detail. Nach der Grundsatzvereinbarung müssen noch viele Einzelfragen geklärt werden. Die Palette reicht von der Besetzung von Führungspositionen bis hin zur Arbeitsverteilung. Da geht es immer wieder auch um politische Führungsansprüche, die häufig von französischer Seite kommen. Bisherige Beispiele wie das europäische Satellitennetzwerk Iris2, die französisch-deutsch-spanische Allianz FCAS zur gemeinsamen Entwicklung und Produktion eines Kampfflugzeugs oder das deutsch-französische Panzerbündnis KNDS stimmen da nicht gerade optimistisch. Und auch kartellrechtliche Bedenken von Wettbewerbern wie OHB lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen.
Und doch gibt es keine Alternative zu solchen europäischen Allianzen. Denn die einzelnen Staaten und Unternehmen sind zu klein und haben nicht die Mittel, um mit den großen Wettbewerbern mitzuhalten. Dabei geht es nicht nur ums Geld. Es geht auch um schwerfällige Strukturen und komplizierte Arbeitsaufteilungen – alles Dinge, mit denen Vorreiter wie Starlink in der Vergangenheit eher weniger zu kämpfen hatten. Stattdessen haben sie mit Mut, Wendigkeit und Kreativität vieles in der privaten Raumfahrt bewegt. Daran mangelt es in Europa leider allzu oft.