Comeback der Zinsjäger
Comeback der Zinsjäger
DEPOSITEN
Comeback der Zinsjäger
Von Björn Godenrath
DEPOSITEN
Comeback der Zinsjäger
Von Björn Godenrath
Die Zinswende der EZB kommt endlich beim Sparer an, es gibt 3 Prozent auf Tagesgeld.
Eine Drei vor dem Komma – das gab es beim Tagesgeld schon lange nicht mehr. Die ING Deutschland hat sich als erste Top-Ten-Bank dazu entschlossen, diese wichtige Zinsmarke mit ihrem Tagesgeldangebot wiederzubeleben, und knüpft damit außerdem an ihre Tradition an, im Depositenmarkt mit reizvollen Konditionen auf Kundenfang zu gehen.
Solche Instinkte waren bei den Banken ja komplett eingeschlafen, seitdem der Negativzins eingezogen war und die Institute damit incentiviert wurden, Einlagen abzuwehren bzw. mit Verwahrgebühren zu belegen. So machte Sparen und Geldanlage niemandem mehr Spaß. Mit der Zinswende der EZB kam es dann im Oktober erstmals dazu, dass die ING den Tagesgeldzins ganz zart in positives Terrain hievte: 0,3% für Bestandskunden waren zwar nur eine homöopathische Dosis, aber der Anfang war gemacht. In Schritten sind die Niederländer nun bei 3% für Neukunden bis 50.000 Euro gelandet – und öffnen diese Konditionen auch für Bestandskunden, die bis zum 25. April Neugelder für ebenfalls 3% anlegen können.
Damit beherzigt die ING, dass es für die Bestandskunden schon immer ein Ärgernis war, dass sie gegenüber Neukunden schlechter gestellt werden. Dabei sollte Treue zum Institut doch belohnt werden. Das branchentypische Verhalten, den Bestandskunden beim Sparzins klein zu halten, hatte zuerst Trade Republic im Januar durchbrochen, als die Investmentplattform 2% für Guthaben bis 50.000 Euro auf Verrechnungskonten anbot. Das setzte zunächst andere Neobroker unter Druck – und mittlerweile ist die Tagesgeldlandschaft da angelangt, dass sich Sparzinsen innerhalb von Wochen verdoppeln.
Die Zinswende ist damit endlich bei den Sparern angekommen. Und wenn die Experten von Verivox recht haben, dann wird die Zins-Rally weiter Fahrt aufnehmen. Das Zinsangebot der ING entfaltet eine solche Breitenwirkung, dass viele gezwungen sein werden, nachzuziehen. Es sind endlich wieder gute Zeiten für Zinsjäger, die auch auf Depositenplattformen wie Weltsparen fündig werden können. Digitale Bankkonten haben für eine erhöhte Transferbereitschaft von Guthaben gesorgt, gleichzeitig steigt das Angebot von ausländischen Instituten. Privatanleger können sich das zunutze machen und Zinshopping betreiben.
All das kann aber nicht über den Schmerz hinwegtäuschen, dass Sparen bei den aktuellen Inflationsraten ein Minusgeschäft ist. Der negative Realzins ist jedoch ein steter Begleiter des deutschen Sparers über alle Zyklen hinweg – was Anlass sein sollte, grundsätzlich die Allokation in den Kapitalmarkt zu erhöhen.
