Bitcoin-Hausse ist ein Strohfeuer
Krypto
Bitcoin-Hausse ist Strohfeuer
Von Björn Godenrath
Seit Jahresbeginn hat die Bitcoin-Notiz 80% zugelegt, nun hat sie die wichtige Marke von 30.000 Dollar genommen. Damit hat sich die wichtigste Digitalwährung von ihrem Tief bei 16.000 Dollar nahezu verdoppelt – und mit der nächsten Verdoppelung käme das Allzeithoch von rund 67.000 Dollar ins Visier.
Den Bärenmarkt hat Bitcoin damit hinter sich gelassen. Grund für den Kursaufschwung ist, dass zum einen der Verkaufsdruck raus ist, nachdem viele Anleger im Krypto-Winter desillusioniert Verluste realisiert haben. Zum anderen spekulieren die Anleger nicht zu Unrecht darauf, dass die Federal Reserve bald einen Kurswechsel vornimmt, indem sie dem System zusätzliche Liquidität zuführt sowie das Tempo aus den Zinserhöhungen nimmt. Eine lockere Geldpolitik plus Quantitative Easing war schon im letzten Bullenmarkt der Treiber für die Bitcoin-Notiz – aber der Wechsel in den Risk-off-Modus ihr Untergang.
Allerdings hat sich Stand heute noch kein Risk-on-Modus im Markt manifestiert, der einen längeren Aufwärtstrend begründen könnte, sodass sich das Überspringen der 30.000er-Marke als Strohfeuer erweisen kann. Als Anti-Establishment-Asset zieht Bitcoin traditionell die Katastrophen-Touristen an, was sich im März zeigte, als die von der Pleite der Silicon Valley Bank ausgelösten Turbulenzen die Sicherheit des US-Bankensystems in Frage stellten. Eine Bankenkrise ist Futter für die Bitcoin-Evangelisten, die darauf spekulieren, dass eines Tages das Geldsystem zusammenbricht und die Digitalwährung dann als Alternative gefragt ist. Aber das hätte eigentlich auch schon der Fall sein sollen, als die Ära der hohen Inflation einsetzte, in der sich Bitcoin dank begrenzter Geldmenge als Antithese profilieren wollte.
Das hat nicht geklappt. Auch jetzt ist trotz erkennbarem Stress im Finanzsystem keine Kernschmelze in Sicht. Die Notenbanken haben bei all ihren Fehlern – und da gibt es viele – die Instrumente in der Hand, um den Zielkonflikt zwischen Inflation und Rezession mit Unterstützung der Fiskalpolitik zu managen. Doch solange eine Bankenkrise schwelt und Inflation die Kaufkraft schrumpfen lässt, findet die These von Bitcoin als verlässlichem Wertspeicher Gehör. Allerdings sollte es Anlegern eine Lehre sein, dass sich über Twitter angeheizte Panikmache von Bitcoin-Pushern (wie bei der Spekulation auf die Deutsche Bank als nächste Credit Suisse) schon bei oberflächlicher Recherche als substanzlos erweist. Diese Substanzlosigkeit ist ein Kernmerkmal der Bitcoin-Szene, die Anleger mit Psycho-Spielchen in ein Investment locken will.