MarktplatzPfizers Ausstieg bei Biontech

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Der Ausstieg von Pfizer aus Biontech wirft Fragen auf und schickt die Aktie der Mainzer auf Talfahrt. Analysten sehen in dem aktuell defizitären Unternehmen durchaus Potenzial. Doch der einstige Corona-Impfstoff-Star agiert nun mal in einem regulatorischen Umfeld, das hierzulande die ganze Branche ausbremst.

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Pfizers Biontech-Ausstieg

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Von Karolin Rothbart

Es ist schon eine bittere Pille, wenn die Bundesregierung zum Pharmadialog lädt und der US-Branchenriese Pfizer einen Tag später aus Biontech aussteigt. Die Agentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf Insider, dass die Amerikaner ihre Beteiligung komplett veräußern und dabei einen Abschlag von bis zu 3,3% in Kauf nehmen. Zuletzt hielt Pfizer rund 1,5% an den Mainzern, die zusammen mit dem US-Konzern den Covid-19-Impfstoff entwickelt haben.

Über die genauen Gründe für Pfizers Abkehr von Biontech lässt sich natürlich nur spekulieren. Zwar schreibt das Unternehmen „An der Goldgrube“ nach dem Ende des Corona-Booms rote Zahlen. Dass Pfizer aber gar nicht mehr an das zunehmend auf Krebsmedikamente ausgerichtete Geschäftsmodell von Biontech glaubt, wäre angesichts der eigenen, umfassenden Onkologie-Aktivitäten der Amerikaner verwunderlich. Zumal Biontech vor kurzem mit einem Medikament gegen Lungenkrebs und mit einem Mittel gegen Brustkrebs vielversprechende Studienergebnisse erzielt und die Prognose für 2025 angehoben hat. Eine Mehrheit von Analysten rät aktuell zum Kauf der Aktie.

Pfizers bis zu 10 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Adipositas-Startups Metsera dürfte auch wenig mit der Entscheidung zu tun haben. Der Deal soll mit Barmitteln und Schulden finanziert werden. Die Erlöse aus dem Biontech-Anteilsverkauf würden ohnehin nicht ansatzweise ausreichen. Für Pfizers geplante US-Investitionen über 70 Mrd. Dollar in den kommenden Jahren wären sie nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Vielleicht ist das Ende von Pfizers Kapitalbeteiligung an Biontech ja einfach eine stumme Bestätigung dessen, was die hiesige Pharmabranche schon lange bemängelt, und was nun im Kanzleramt auf den Tisch gekommen ist: Die regulatorischen Hürden, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie hierzulande oft untergraben. Die Bundesregierung will deswegen mit der Branche eine Strategie erarbeiten, um die Standortbedingungen zu verbessern. Womöglich hat Biontech ja einen Tipp, wie man in Krisensituationen auch in der Politik schnell reagieren kann.