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Krypto-Jünger geben sich nach Binance-Vergleich der Verblendung hin

Die Gefahr eines Kollapses von Binance ist nach einem Milliarden-Vergleich mit US-Behörden um Geldwäsche-Vorwürfe mitnichten gebannt – auch wenn Krypto-Enthusiasten anderes glauben mögen. Vielmehr drohen neuerliche Verwerfungen am Digital-Assets-Markt.

Krypto-Jünger geben sich nach Binance-Vergleich der Verblendung hin

Binance

Verblendung
am Kryptomarkt

Von Alex Wehnert

Die Gefahr eines Kollapses von Binance ist mitnichten gebannt. Anhaltende Turbulenzen am Kryptomarkt drohen.

Nach dem milliardenschweren Geldwäsche-Vergleich zwischen Binance und US-Behörden geben sich Krypto-Enthusiasten einmal mehr der Verblendung hin. Durch die Zahlung von 4,3 Mrd. Dollar legt die weltgrößte Digital-Assets-Börse Ermittlungen des US-Justizministeriums wegen Geldwäsche, Bankbetrugs und Sanktionsverstößen bei. Changpeng Zhao, der Kopf hinter Binance, trat mit einem Schuldig-Plädoyer von seinem CEO-Posten zurück.

Zhao teilte mit, dies sei das Beste für Binance und die "Community" – eine Darstellung, der neben einschlägigen Krypto-Jüngern auch die Großbank J.P. Morgan allzu eilfertig beisprang. Der Vergleich beseitige die Unsicherheit um einen "hypothetischen" Kollaps von Binance und systemische Risiken, kommentieren die Analysten. Doch dies stellt eine gefährliche Vereinfachung der Perspektiven am Kryptomarkt dar.

Denn der regulatorische Druck auf Binance löst sich nun keineswegs in Luft auf. Unterdessen wird es für das neue Management zur Mammutaufgabe, die 150 Millionen aufgestachelten Nutzer zu beruhigen. Binnen 24 Stunden strömten per saldo zuletzt 805 Mill. Dollar von Binance ab. In vergangenen Stressphasen mögen die Abflüsse noch höher ausgefallen sein, ein Vertrauensbeweis der Marktteilnehmer sieht aber definitiv anders aus. Entsprechend sackte auch der hauseigene Token BNB am Mittwoch ab.

Gewinnt der Niedergang wie zu erwarten noch an Fahrt, dürfte dies weitreichende Folgen für das gesamte Segment entfalten. Denn Binance ist nicht irgendwer, während Krisen wie dem Kollaps der Konkurrentin FTX inszenierte sich die Börse als Stabilisator für den Kryptomarkt. Mit Zhao, dem in den USA nun eine Haftstrafe bevorsteht, verliert die Szene ihre nächste Lichtgestalt – kurz, nachdem mit FTX-Gründer Sam Bankman-Fried der alte Held des Betrugs schuldig gesprochen wurde.

Zhaos Eingeständnis, er habe "Fehler gemacht", klingt, als handele es sich bei den mutmaßlichen Verstößen von Binance um Kavaliersdelikte. Der Tragweite der von den US-Behörden erhobenen Vorwürfe wird das mitnichten gerecht. Schließlich soll Binance Marktteilnehmern aus Russland und dem Iran geholfen haben, US-Sanktionen zu umgehen. Auch die Terrororganisation Hamas bezog angeblich Teile ihrer Mittel über die Plattform. Wie seriöse institutionelle Investoren Zutrauen zu einem jungen Teil des Finanzmarkts fassen sollen, dessen führende Adressen wiederholt mit solch schweren kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht werden, wissen wohl nur die verblendetsten Krypto-Jünger.