KommentarImmobilienfinanzierer

Ein langer Weg von short zu long

Die Deutsche Pfandbriefbank hat letztlich den Kampf gegen die Shortseller gewonnen. Langfristig allerdings ist noch nichts gewonnen. Der Wegfall von Erträgen muss kompensiert werden.

Ein langer Weg von short zu long

Pfandbriefbank

Ein langer Weg
von short zu long

Von Michael Flämig

Es kam, wie es kommen musste: Die Shortseller haben sich – nachdem wochenlang hohe Gewinne eingefahren wurden – letztlich an der Aktie der Deutschen Pfandbriefbank die Finger verbrannt. Der Kurs, der bereits am Tag vor der Bilanzpressekonferenz um 10% gestiegen war, legte am Donnerstag um nochmals 10% zu. Die Spekulation auf neue Hiobsbotschaften anlässlich der Präsentation der vorläufigen Zahlen 2023 ging nicht auf.

Trotzdem ist es kein Wunder, dass die Pfandbriefbank ein Angriffsziel geworden ist. Aus angelsächsischer Perspektive rangiert sie irgendwie als Nachfolger der Finanzkrisen-Skandalbank Hypo Real Estate. Die Turbulenzen in den USA ließen es zudem möglich erscheinen, dass eine Lawine von Bewertungskorrekturen losgetreten wird, die die weltweiten Immobilienmärkte unter sich begräbt. Die Pfandbriefbank, die in den USA stark engagiert ist, aber ihren Schwerpunkt in Europa hat, würde dann wirklich vital getroffen. Außerdem war die Bank durch die Attacken des Hedgefonds Petrus Advisers im vergangenen Jahr angezählt. Der Wechsel an der Bankspitze, der sich hinzog, schuf zusätzlich Unsicherheit. Zudem: Die Verlautbarungen klangen teils alarmistisch und ließen Schlimmeres vermuten.

Kurzfristige Entlastung für Pfandbriefbank

Der neue Vorstand rund um den Vorsitzenden Kay Wolf hat dem Short-Spuk ein Ende gesetzt. Der Dividendenausfall macht es noch unwahrscheinlicher, dass unmittelbar eine Kapitalerhöhung droht. Die Risikovorsorge reicht aus, um einen weiteren substanziellen Preisrückgang von US-Büros aufzufangen – wenngleich neue notleidende Kredite unvermeidlich sind. Die Pfandbriefbank hat zudem im vierten Quartal gezeigt, dass sie ihr Handwerk versteht, notleidende Darlehen zu retten. Der Betrag dieser im Feuer stehenden US-Ausleihungen ist um 12% gesunken.

Kurzfristig ist Entlastung geschaffen, langfristig aber noch nichts gewonnen. Die Pfandbriefbank hat sich 2023 mit hohen Sondererträgen über die Ziellinie gerettet. Im laufenden Jahr wird das Neugeschäft vermutlich erneut schrumpfen, damit entfallen künftige Erträge. Es fehlt viel, bis Investoren long gehen in der Aktie.

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