KommentarUS-Dividende

T-Aktionäre schauen in die Röhre

Vom Geldregen aus den USA dürfte bei den T-Aktionären zunächst wenig ankommen, die Deutsche Telekom braucht die Mittel für Investitionen im Heimatmarkt.

T-Aktionäre schauen in die Röhre

DEUTSCHE TELEKOM

Im Westen mal
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Von Heidi Rohde

Die von den Investoren lang ersehnte Nachricht, dass die Deutsche Telekom von ihrer wachstums- und ertragsstarken US-Tochter erstmals eine Dividende erhält, hat an der Börse spontan keine Jubelrufe ausgelöst. Im Gegenteil: Die T-Aktie gibt nach. Dies kann nicht überraschen, denn der Bonner Konzern lässt zugleich ausdrücklich wissen, dass die bisherige Dividendenpolitik unangetastet bleibt. Dabei hat die Telekom vor einigen Jahren eine Abkehr vom Free Cashflow als Maßstab beschlossen und legt nun stattdessen das „nachhaltige bereinigte Ergebnis je Aktie“ zugrunde. Somit schwant den Investoren, dass von dem angekündigten Geldregen von immerhin 1,8 Mrd. Dollar nach Steuern, die über die nächsten fünf Quartale durch die Dividende von T-Mobile US in die Telekom-Kasse gespült werden, nicht direkt etwas bei ihnen ankommt. Zwar soll auch das besagte Ergebnis je Aktie in den nächsten Jahren deutlich vorankommen, jedoch hat sich die Telekom hier zuletzt eher knausrig gezeigt. Die Dividende ist dem Ergebniswachstum nicht gefolgt, die Ausschüttungsquote gesunken. 

Dennoch ist die Aufnahme von Dividendenzahlungen bei T-Mobile US aus Sicht der Telekom ein Schritt in die richtige Richtung. Denn auf diese Weise fließt Geld aus den USA nach Deutschland nicht nur in dem Maße, wie die Mutter am Aktienrückkaufprogramm der Tochter teilnimmt. Die Telekom kann diese Mittel ohne Einfluss auf ihre Beteiligungshöhe vereinnahmen. Der Vorteil ist nicht zu unterschätzen, denn obwohl sie ihre anfangs hauchdünne Mehrheit an T-Mobile US inzwischen ausgebaut hat, bringt die seinerzeit vereinbarte Ausgabe neuer T-Mobile-Aktien an Softbank doch wieder eine gewisse Verwässerung mit sich. Zudem hat die US-Tochter stetig steigende Dividenden angekündigt.

Wann auch die T-Aktionäre vom Geldsegen aus den USA profitieren, ist derzeit allerdings noch schwer absehbar. Denn der Investitionsdruck in Deutschland bleibt hoch, im Mobilfunk, aber vor allem im Festnetz, wo der Glasfaserausbau Milliarden verschlingt. Hier kann die Telekom nicht nachlassen – im Gegenteil: Sie betreibt verstärkt den vom Wettbewerb heftig kritisierten „Überbau“ der modernen Infrastruktur, um ihren Marktanteil langfristig so gut es eben geht zu sichern. Der Aufwand kann absehbar nicht durch einen entsprechend steigenden Cashflow nur im Heimatmarkt gedeckt werden kann – zumal die Telekom ihre Verschuldung drücken muss, um ihr Rating nicht zu gefährden. Die Geduldsprobe für die T-Aktionäre hält an.

Dass T-Mobile US endlich Dividende zahlt, ist für die T-Aktionäre noch kein Grund zum Jubeln. Sie haben vorläufig nichts davon.