M&A ist kein Allheilmittel
Telekombranche
M&A taugt nicht als Allheilmittel
Von Heidi Rohde
Nach jahrelanger Lethargie kommt in der europäischen Telekombranche das M&A-Rad mächtig in Schwung. In Gang gebracht wurde es von Vodafone, die Schlag auf Schlag drei Milliardendeals durchgezogen hat: erst den Verkauf der Tochter in Spanien, dann in Italien und schließlich den Schulterschluss mit dem Konkurrenten Three UK im Heimatmarkt. In allen drei Fällen gelang, was zuvor in Europa fast unmöglich war: eine Konsolidierung von Anbietern innerhalb eines Landes, mit der die kapitalintensive Branche erhebliche Synergien heben kann, wenn von zwei redundanten Mobilfunknetzen eins abgeschaltet wird. Denn die von einem harten Preiskampf mit Druck auf Erlöse und Cashflows getroffenen Unternehmen sehen sich in vielen Märkten mit drei oder sogar mehr Netzbetreibern und weiteren Service-Providern ohne Netz, die ihrerseits nochmals an der Preisschraube drehen, nicht in der Lage, die Investitionskosten für die teure Infrastruktur zurück zu verdienen.
TalkTalk im Visier
Bis vor kurzem haben sich die Kartellwächter gegenüber diesen Beschwerden taub gestellt, doch nun scheint sowohl in der EU also auch in Großbritannien ein Umdenken einzusetzen. Nach dem Deal zwischen Vodafone und Three UK will offenbar BT Group die Gunst der Stunde nutzen, um den strauchelnden Wettbewerber TalkTalk einzusammeln, bevor es ein anderer tut und die Kunden auf dessen Netz landen.
Nicht lange Bestand
Bei aller Aufbruchstimmung in der Branche lehrt allerdings die jüngste Vergangenheit hierzulande, dass manch glanzvolle M&A-Transaktion in der Mühsal von Integration und Wettbewerbsauflagen schnell verblasst. Nicht nur weil nicht alle Synergien, die identifiziert werden, auch zu heben sind, sondern auch weil die Herrlichkeit mitunter nicht lange währt. So hat der in zähem Ringen erreichte Zusammenschluss von Telefónica Deutschland und E-plus für beide Partner nur kurz zu Erleichterung geführt. Denn das gestiegene Preisniveau hat alsbald einen Newcomer zum Markteintritt verlockt. Seitdem gilt erneut das alte Bonmot: Die Konkurrenz schläft nicht.