KommentarAnleihemarkt

Märkte steuern nach Shutdown auf dramatischen Showdown zu

Die neue US-Regierungskrise veranschaulicht den Verfall einer gesunden Governance in Washington. Diese wird den Bondmarkt noch in schwere Turbulenzen stürzen.

Märkte steuern nach Shutdown auf dramatischen Showdown zu

Anleihemarkt

Vom Shutdown zum Showdown

Von Alex Wehnert

Die neue US-Regierungskrise veranschaulicht den Verfall einer gesunden Governance, der den Bondmarkt noch in schwere Turbulenzen stürzen wird.

Der Shutdown der US-Regierung verdeutlicht die Instabilität Washingtons, die zunehmend zur Gefahr für die Finanzmärkte wird. Nach der ausgebliebenen Einigung zwischen Republikanern und Demokraten auf ein Übergangsgesetz sind die Mittel für die Finanzierung der Regierungsgeschäfte ausgelaufen. Nun kocht die Spekulation darüber hoch, wann die Regierungskrise enden wird – der jüngste Shutdown aus der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump wurde zum längsten der amerikanischen Geschichte.

Fed tappt im Dunkeln

Die Sorgen davor, dass Konjunkturdaten nicht veröffentlicht werden können und die Fed ohne Arbeitsmarktberichte im Dunkeln tappt, wiegt schwer. Doch die Dauer des Shutdown ist wohl weniger entscheidend als seine Signalwirkung. Wer sich nun mit der Meinung hervorzutun sucht, der jüngste Haushaltsstreit habe geringe Konsequenzen für Investoren, der gibt sich auf naive Weise Erinnerungen an eine Zeit hin, in der sich Amerikas Finanzmarkt noch auf eine funktionierende Demokratie stützte.

Trump und seine Schergen wollen den Shutdown nutzen, um ihren rücksichtslosen, vor Gericht angefochtenen Kahlschlag bei Behörden fortzuführen. Es ist genau dieser Verfall der Governance, der die Spaltung im Land befördert. So werden weitreichendere Konflikte als der aktuelle Haushaltsstreit, zum Beispiel der nächste Grabenkampf um eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze, noch schwieriger zu lösen sein als vergangene Konflikte, die den Anleihemarkt destabilisiert haben.

Kein sicherer Hafen mehr

Das alte Argument, nach dem politische Turbulenzen Anleger in sichere Assets treiben und Treasuries zum Krisenprofiteur werden, kann aktuell daher höchstens kurzfristig aufgehen. Denn langfristig kann ein Bondmarkt, dessen zentraler Emittent weder funktionierende interne Prozesse noch eine belastbare Finanzplanung vorzuweisen hat, keinen „Safe Haven“ bilden.

Dies hat auch Auswirkungen für den Corporate-Bond-Markt, der zuletzt wieder heiß gelaufen ist. Wenn die Treasury-Renditen in den kommenden Monaten in die Höhe schnellen, wird dies die Kreditkosten über die Gesamtwirtschaft hinweg antreiben und damit die Möglichkeiten für dringend benötigte Refinanzierungen von Unternehmensemittenten abwürgen. Auf den Shutdown folgt also ein dramatischer Showdown, bei dem nur wenige Marktteilnehmer gute Karten halten dürften.