KommentarUS-Geldpolitik

Märkte zuversichtlicher als die Fed

Die Märkte positionieren sich klar für eine Zinssenkung der Fed – zeigt die neueste Umfrage von Bank of America. Fed-Vize Philip Jefferson bleibt aber zurückhaltend und präferiert wohl eher die restriktive Linie.

Märkte zuversichtlicher als die Fed

US-Geldpolitik

Markt setzt klar
auf Zinsschritt

Von Kai Johannsen

Kommt die Zinssenkung seitens der US-Notenbank nun noch in diesem Jahr, oder kommt sie eben doch nicht? Die Gemengelage dazu unter Marktteilnehmern und Notenbankern ist derzeit alles andere als recht übersichtlich. Geht es nach den Märkten, ist die Zinssenkung im zweiten Halbjahr praktisch eine ausgemachte Sache. 82% der von Bank of America (BoA) befragten Fondsmanager rechnen mit einem Zinsschritt nach unten in der zweiten Jahreshälfte, wie der neueste Report der BoA für Mai zeigt. Das führt dazu, dass die Stimmung für die Aktienmärkte unter den Fondsmanagern, die zusammen ein Vermögen von 562 Mrd. Dollar verwalten, derzeit so bullish ist, wie es in dieser Ausprägung zuletzt im November 2021 zu beobachten war. Die überwiegende Mehrheit geht auch nicht mehr von einer Rezession der US-Wirtschaft aus. 78% der befragten Anlageprofis meinen, dass eine Rezession in den kommenden zwölf Monaten unwahrscheinlich ist. Somit sind die Fund Manager in den Markt eingestiegen, und das zeigt sich an der Cash-Quote, die von 4,2% auf 4% zurückging und damit den tiefsten Wert seit drei Jahren erreichte. Die Allokation in Aktien ist dagegen auf dem höchsten Wert seit Januar vorigen Jahres. Die Marktteilnehmer sind also klar für Zinssenkungen und eine gute Aktienperformance positioniert.

Die Notenbanker der Fed sind insgeheim vielleicht ja auch optimistisch für die Märkte gestimmt, aber Zinsoptimismus, der die Märkte weiter antreiben könnte, versprühen sie nicht. Die Fed sollte, wenn es nach ihrem Vize-Chef Philip Jefferson geht, an ihrer straffen Zinspolitik festhalten, bis die Inflation sich auf das 2-Prozent-Ziel zubewegt. „Ich denke, es ist angemessen, den Leitzins im restriktiven Bereich zu lassen“, so Jefferson zum Wochenauftakt auf einer Konferenz des Fed-Ablegers von Cleveland. Die US-Wirtschaftsverfassung stuft Jefferson als solide ein, es entstehen weiter neue Arbeitsplätze. Aber er sorgt sich, dass das Ausmaß des Inflationsrückgangs abgenommen hat. Anders als die meisten Stimmen auf den Märkten, hört sich Jefferson so gar nicht nach Zinssenkung an.

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