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USA sorgen für Unsicherheit

Am Erdgasmarkt ist die Lage aktuell zwar entspannt. Ein von der US-Regierung verkündetes Moratorium für den Bau neuer Erdgas-Terminals könnte das jedoch mittelfristig ändern.

USA sorgen für Unsicherheit

USA sorgen für Unsicherheit

Von Dieter Kuckelkorn

Am europäischen Spotmarkt für Erdgas herrschen derzeit fast schon idyllische Zustände, wenn man die aktuelle Situation etwa mit der Gaskrise des Jahres 2022 vergleicht. Die Megawattstunde Erdgas kostet weniger als 30 Euro, was gar nicht mehr so viel höher ist als die rund 20 Euro, die vor dem Beginn der europäischen Energiekrise und des Ukraine-Kriegs üblich waren. Dass die Gasspeicher immer noch gut gefüllt sind, liegt unter anderem daran, dass Europa auf amerikanische LNG-Exporte zurückgreifen kann. So hat beispielsweise der inzwischen verstaatlichte deutsche Erdgasimporteur Sefe kürzlich einen auf 20 Jahre abgesicherten Liefervertrag abgeschlossen, mit dem ab dem Jahr 2026 mehr als 4 Mill. Tonnen LNG aus einem neu zu bauenden Terminal im US-Bundesstaat Louisiana nach Deutschland geliefert werden sollen. Die USA sind inzwischen der mit Abstand wichtigste Gaslieferant, der rund 80% des gesamten von Deutschland importierten LNG beisteuert.

Zumindest auf mittlere Sicht könnte sich das alles ändern. US-Präsident Joe Biden hat jetzt auf Druck von Umweltschützern und mit Blick auf die eigene Versorgungssicherheit ein Moratorium für die Zulassung neuer LNG-Export-Terminals verkündet. Der amerikanische Gaskonzern Venture Global nannte dies „Wirtschaftssanktionen“ gegen Europa und ein „verheerendes Signal gegenüber unseren Verbündeten“.  Damit muss es zwar auch mittelfristig nicht unbedingt zu einer ernsten Gasmangellage mit einer regelrechten Preisexplosion kommen. Da Deutschland allerdings im Weltmarkt für LNG-Flüssiggas relativ neu vertreten ist und daher keine langfristigen Lieferverträge vorweisen kann wie beispielsweise Japan, sind die deutschen Gasimporteure auf Gedeih und Verderb auf den volatilen Spotmarkt angewiesen. Sie müssen bezahlen, was gerade am Markt verlangt wird – wobei es als sicher gelten darf, dass der Gaspreis nicht so niedrig bleibt wie aktuell. Für die deutsche Industrie bedeutet das auch auf längere Sicht hohe und vor allem kaum zu kalkulierende Energiekosten und damit Planungsunsicherheit für den Standort Deutschland.

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