Destabilisierung im Nahen Osten
Ölpreis
Destabilisierung
im Nahen Osten
Von Dieter Kuckelkorn
Mit dem offensichtlich mit Billigung und Unterstützung der USA erfolgten israelischen Angriff auf den Iran ist der Ölpreis sprunghaft gestiegen und zwar auf knapp 75 Dollar je Barrel. Dies ist zwar ein sehr deutlicher Preissprung. Die Marktreaktion zeigt aber auch, dass am Markt nicht mit dem Schlimmsten gerechnet wird, nämlich mit einer Unterbrechung der Energieversorgung des Westens durch eine Sparrung der Meeresenge von Hormuz durch den Iran. Ein solcher Schritt würde bekanntlich rund 30% sämtlicher schiffsgebundenen Transporte von Rohhöl weltweit unterbinden und rund 20% des Angebots an LNG-Erdgas abschneiden. Für einen solchen Fall sagen die Analysten von J.P. Morgen einen Ölpreis von 120 bis 130 Dollar voraus.
Mehrere Wochen Luftkrieg
Hinter dem Kalkül der Marktteilnehmer steckt die Erwartung, dass die israelischen Luftangriffe, die übrigens nach Informationen israelischer und amerikanischer Medien noch mehrere Wochen andauern könnten und für den Fall, dass der Iran nicht sämtlichen US-Forderungen nachkommt, auch die gesamt militärische und wirtschaftliche Infrastruktur des Iran umfassen sollen. Das würde zwar bedeuten, dass dem Weltmarkt die iranische Ölproduktion von derzeit rund 2,7 Mill. Barrel pro Tag entzogen würde, was aber einen Markt träfe, der aktuell überversorgt ist.
Regierung angeschlagen
Nicht ausgeschlossen ist es nach Einschätzung der Marktteilnehmer auch, dass der israelische Angriff zu einer Destabilisierung der iranischen Regierung und damit, wie im Fall Syrien, zu einem Machtwechsel in Teheran hin zu einem von Westen gestützten Regime führen könnte, was Netanjahu schon immer als wünschenswert genannt hat. Die Regierung in Teheran wirkt bereits angeschlagen, sie ist bislang zu keiner Reaktion gegen Israel fähig.
Langfristig mehr Probleme
Fraglich ist aber, ob US-Präsident Donald Trump seinem Ziel niedrigerer Energiepreise näher kommt, wenn er zulässt, dass die israelische Regierung in der für die Energieversorgung wichtigsten Region ein Land nach dem anderen destabilisiert. Dies dürfte langfristig nämlich für noch deutlich mehr Probleme im Nahen Osten sorgen.