Masse statt Manufaktur
Rüstung
Masse statt
Manufaktur
Von Daniel Schnettler
Industrieunternehmen forcieren ihr Rüstungsgeschäft – wie jetzt Deutz. Sie bringen eine wichtige Fähigkeit mit:
Massenproduktion.
Rheinmetall zeigt, wohin die Reise in der Rüstungsproduktion geht: Vor dem Ukraine-Krieg produzierten die Düsseldorfer rund 70.000 Artilleriegeschosse pro Jahr, in diesem Jahr werden bis zu 700.000 Granaten an Standorten in Deutschland, Spanien, Südafrika, Australien und Ungarn hergestellt, im Jahr 2027 sollen es dann schon 1,5 Millionen Geschosse sein.
Zeitalter der Massenproduktion
In der deutschen Rüstungsindustrie hat das Zeitalter der Massenproduktion begonnen. Bislang arbeiten viele Rüstungsunternehmen eher wie Manufakturen: Kleine Bestellmengen der Bundeswehr lohnten selten eine Großserienfertigung, stattdessen war viel Handarbeit angesagt. Das ist langsam und teuer – und hilft natürlich wenig bei der notwendigen schnellen Wiederbewaffnung angesichts einer realen Bedrohung aus Russland.
Über Jahrzehnte gab es diese Bedrohungslage nicht – und deshalb verließen nur wenige Panzer, Kampfjets oder eben Artilleriegeschosse die Fabrikhallen. Wer einmal ein Kasernengelände der Bundeswehr betreten hat, weiß um den Mangel an (funktionsfähigem) Material. Das gilt erst recht, seitdem die Bundeswehr viel Ausrüstung an die Ukraine abgegeben hat.
Neue Akteure integrieren
So fordern die Berater von McKinsey in ihrer frisch erschienenen Rüstungsstudie an erster Stelle: die Produktion beschleunigen – in der Rüstungsindustrie selbst, bei den Zulieferern sowie den Rohstoffproduzenten. Die zweite Forderung: Neue Akteure integrieren, um die Produktion zu skalieren. Die Experten haben dabei vor allem Unternehmen aus dem Automobil- und Maschinenbau im Blick, die nicht nur ihre Produktionskapazitäten, sondern auch ihre Industrieerfahrung einbringen könnten – und die momentan unter Wirtschaftsflaute im Inland, starker Konkurrenz aus China und US-Zöllen leiden.
So wie jetzt bei Deutz. Das 1864 gegründete Unternehmen bezeichnet sich selbst als den ältesten Motorenhersteller der Welt. Im vergangenen Jahr rollten 150.000 Motoren vom Band. Deutz mit seinen 5.000 Mitarbeitern beherrscht Massenproduktion. Im Vergleich dazu der Zukauf Sobek: 1975 gegründet, mit Hochleistungs-Antriebstechnik für den Motorsport groß geworden und mittlerweile Lieferant von Drohnen-Motoren und -Steuerung. 70 Mitarbeiter, Kleinserien-Fertigung. Deutz will nun den Umsatz mit den margenträchtigen Drohnen-Antrieben bis zum Jahr 2033 in etwa verzwanzigfachen. Da hilft die Erfahrung in Skalierung und Massenproduktion.