KommentarPrivate Equity

Messer fast in Familienhand

Das Familienunternehmen Messer lässt den Staatsfonds GIC herein, weil er quasi ein Finanzinvestor "light" ist. Die Singapurer mischen sich traditionell weniger stark ein als eine klassische Private-Equity-Firma wie CVC. Sie haben mehr Zeit für ihre Investments - und ihre Renditeanforderungen sind tendenziell geringer.

Messer fast in Familienhand

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Messer fast in Familienhand

Von Christoph Ruhkamp

Zuneigung war das nie. Der Unternehmer Stefan Messer, Haupteigentümer des gleichnamigen Industriegaseherstellers aus Bad Soden, hatte den Finanzinvestor CVC unter Ex-Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius 2018 nur aus Kapitalnot zu Hilfe geholt. Er wollte die Chance nutzen, die sich daraus ergab, dass Linde sich bei der Fusion mit Praxair von einigen Unternehmensteilen in Amerika trennen musste, um die Kartellwächter zu besänftigen. Damit holte sich Messer in das für die Übernahme gegründete Joint Venture Messer Industries einen ungeliebten Miteigentümer mit einem Anteil deutlich oberhalb von 40% ins Haus, der mitbestimmen wollte.

Das nervte Messer schon längst, und jetzt hat er das Geld aufgetrieben, das er brauchte, um CVC herauszukaufen aus dem Joint Venture, das mit 8 Mrd. Euro bewertet wird. Kapitalgeber ist dieses mal ein Staatsfonds – nämlich GIC aus Singapur. Da sich GIC mit 25% an der Messer Group, also der Muttergesellschaft beteiligt, ist der Anteil, über den ein potenziell nerviger Miteigentümer verfügt, im Vergleich zu CVC zwar gesunken. Aber der neue fremde Miteigentümer sitzt nun näher am Herzen des Unternehmens. Messer ist nun also wieder in Familienhand – aber nur fast.

Messer lässt GIC herein, weil der Staatsfonds quasi ein Finanzinvestor „light“ ist. Die Singapurer mischen sich traditionell weniger stark ein als eine klassische Private-Equity-Firma. Sie haben mehr Zeit für ihre Investments – und ihre Renditeanforderungen sind tendenziell geringer. All das zusammen lässt Staatsfonds wie GIC als die angenehmeren Partner für Messer erscheinen.

Das nunmehr vollständig in den Besitz von Messer übergehende Joint Venture Messer Industries war zum 1. März 2019 als strategische Partnerschaft zwischen Messer und dem Fund VII von CVC gegründet worden. Es umfasst den überwiegenden Teil des früheren Gasegeschäfts der Linde AG in Nordamerika sowie einzelne Geschäftsaktivitäten von Linde und Praxair in Südamerika, die beide Konzerne seinerzeit im Zuge ihrer Fusion veräußern mussten. Messer brachte westeuropäische Aktivitäten ein.

CVC macht bei dem Deal einen hervorragenden Schnitt. Messer nutzt mit dem Herauskaufen des Finanzinvestors eine Option, die vertraglich vereinbart war mit Frist bis 2023. Festgelegt war auch der Preis in Form eines Vielfachen des operativen Gewinns. Der hat sich seit 2019 stark erhöht, so dass Messer sich ärgert, wie viel CVC verdient. Doch hätte CVC als Alternative einen Börsengang verlangen können, um auszusteigen.

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