KommentarBBVA umwirbt Privatkunden in Deutschland

Teure Schlacht am deutschen Retailmarkt

Der deutsche Bankenmarkt ist aufgrund seiner schieren Größe lukrativ, aber fragmentiert und umkämpft. Das macht es Neuankömmlingen wie BBVA nicht leicht.

Teure Schlacht am deutschen Retailmarkt

Teure Schlacht
am Retailmarkt

Von Tobias Fischer

BBVA

Auslandsbanken lieben Deutschland, obwohl es als hoffnungslos „overbanked“ und entsprechend hart umkämpft gilt. Nun also versucht die BBVA ihr Glück. Die Spanier haben mit Pomp und Gloria den Einzug in den deutschen Retailmarkt angekündigt. Ein Triumphzug wird es aller Voraussicht nicht, auch kein Spaziergang.

Größter Markt Europas

Dass die schiere Größe des deutschen Marktes mit fast 84 Millionen Menschen und deren Finanzkraft Anbieter aus Europa und den USA anlockt, verwundert kaum. Durch und durch auf digitales Banking getrimmte Häuser wie BBVA, die mit schlanken Kostenstrukturen aufwarten können, versprechen sich hier schnelle Einlagenzuflüsse und satte Gewinne. Von einer Cost-Income-Ratio der Spanier von unter 40% können die meisten Institute hierzulande nur träumen, von denen sich der Großteil freilich Filialgeschäft leistet.

Auf 59% brachten es die hiesigen Banken zuletzt im Schnitt, was dank des Zinsschubs der vergangenen Jahre allerdings der beste Wert seit Jahrzehnten war.

Doch BBVA und vorm Markteintritt stehende Institute wie J.P. Morgans Digitalbank Chase finden in Deutschland eine andere Struktur vor, als sie es aus der Heimat gewohnt sein mögen. Hier ist der Markt fragmentiert, und die Etablierten werden den Neuen das Feld nicht kampflos überlassen: Seien es die Platzhirsche im Retailmarkt, Sparkassen und Genossenschaftsbanken, oder die mittlerweile teils in die Jahre gekommene, auf Online und Mobile Banking ausgerichteten Anbieter wie ING, DKB oder auch N26. Nicht zu vergessen neuere Akteure wie C24 und Revolut.

Wechselwille ungleich ausgeprägt

Gerade die Kundschaft von Sparkassen und Genossenschaftsbanken gilt als eher behäbig und wenig wechselwillig. Und Zinshopper wie Renditejäger sind tendenziell eher unter den Jüngeren, Digitalaffineren zu finden, die ihre Gelder frei von Loyalitäten dorthin lotsen, wo es ihnen gerade am meisten Gewinn und Genuss verspricht. Mehrwert und Nutzererlebnis ist dieser Klientel nicht minder wichtig wie die Konditionen, entsprechend muss man ihn einiges bieten. Andernfalls wird das Geld wieder abgezogen.

Gut möglich also, dass die Offensive der Spanier eher in die Kosten geht, als den Etablierten empfindlich Marktanteile abspenstig zu machen. Zumal eine Vielzahl an Auslandsinstituten in den hiesigen Markt drängt. Die BNP-Tochter Nickel hat vor anderthalb Jahren hier losgelegt, die norwegische Instabank bald darauf. Der Markteintritt von Chase dürfte bald bevorstehen, die skandinavische Nordnet will nächstes Jahr kommen. Die Neuankömmlinge fordern also nicht nur alteingesessene Institute heraus, sondern sich auch gegenseitig.

Eine weitere Auslandsbank will den deutschen Markt erobern. Auf die BBVA wartet ein kostspieliger Kampf.

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