KommentarAufsicht über die UBS

Nachsitzen, Herr Kelleher!

Soll auch die Schweiz die Bankenaufsicht bei der Notenbank zentralisieren? Die Finma-Präsidentin Marlene Amstad ist nicht die Einzige, die den Vorschlag von UBS-Präsident Colm Kelleher schlecht findet.

Nachsitzen, Herr Kelleher!

Aufsicht über die UBS

Nachsitzen,
Herr Kelleher!

Von Daniel Zulauf

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) hat bald nur noch eine internationale Großbank zu beaufsichtigen. Aber die Arbeit der Behörde wird damit nicht weniger. Die operationellen Risiken der Integration von Credit Suisse und UBS sind hoch. Die Aufseher planen gerade 40 Vor-Ort-Kontrollen in der Riesenbank, und zwei umfangreiche Stresstests stehen an.

Die Aufsicht Finma fordert mehr Kompetenzen, die sie wenigstens teilweise wohl auch erhalten wird. Es steht einiges auf dem Spiel für die Schweiz. Eine Rettung der großen UBS könnte selbst in diesem Land die gut gepolsterte Staatskasse überfordern. Deshalb wird auch die UBS ihren Beitrag liefern müssen. Mehr Eigenkapital, mehr Polster, der politische Schacher um die Regulierung steht bevor.

Nun hat auch UBS-Präsident Colm Kelleher seine Vorstellungen von einer guten Bankenaufsicht ins Spiel gebracht. Er präferiere das amerikanische Aufsichtsmodell, in dem die Notenbank die zentrale Rolle spielt, sagte er unlängst der NZZ. An seinem Wunsch ist abzulesen, dass der Ire nach 30 Jahren Wall Street einiges von der amerikanischen Bankenregulierung, aber herzlich wenig von der schweizerischen Politik versteht. Eine Bankenaufsicht unter dem Dach wäre nicht nur für die Finma-Präsidentin Marlene Amstad der falsche Weg. Die Idee ist eine Art helvetisches Tabu. Dahinter steckt viel mehr als die Sorge um die Bankenstabilität. Es geht um den Schweizer Franken.

Es scheint in der Schweiz eine Art Konsens zu geben, nach dem das Land seinen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg in hohem Maß der stabilen Währung zu verdanken hat. Dafür genießt die Nationalbank eine politische Unabhängigkeit, wie sie andere Zentralbanken nicht haben. Bekäme die Schweizer Notenbank die Aufsichtsverantwortung über die UBS, könnte sie in der nächsten Krise ebenso in die Bredouille geraten, wie es gerade der Finma passiert ist. Die Schweiz aber will ihre Nationalbank auch in Zukunft mit einer blütenweißen Weste sehen, denn die Erfolgsgeschichte des Franken soll niemals zu Ende gehen. Nachsitzen, Herr Kelleher!

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