Neue Löschflugzeuge gesucht
Notiert in Paris
Neue Löschflugzeuge gesucht
wü Paris
von Gesche Wüpper
Der August hat noch nicht mal begonnen. Doch bereits jetzt vergeht keine Woche in Frankreich, während der kein neuer Waldbrand ausbricht. Frankreich sei angesichts der Zunahme der Feuer nicht ausreichend ausgestattet, kritisiert Christophe Govillot, ein ehemaliger Pilot von Löschflugzeugen. „Die Flugflotte der Sécurité Civile entspricht nicht mehr den Bedürfnissen, die wegen des Klimawandels steigen“, urteilt auch ein gerade veröffentlichter parlamentarischer Bericht. Die Waldbrände seien inzwischen länger und heftiger. Gleichzeitig würden sie sich Richtung Norden ausbreiten, in Regionen, die bisher wenig gefährdet waren.
Derzeit verfügt der französische Zivilschutz über eine Löschflotte von 23 Flugzeugen und 37 Hubschraubern, darunter zwölf Exemplare des legendären Amphibienflugzeugs Canadair CL-415, acht Dash- und vier Air Tractor-Maschinen. Sie sind vor allem bei Nîmes basiert. Doch die Flotte veraltere, kritisieren die Autoren des Berichts. So sind die Canadairs im Schnitt 30 Jahre alt, die Dash-Flugzeuge im Schnitt 20. Nach dem Waldbrand-Sommer 2022 hatte Präsident Emmanuel Macron angekündigt, dass Frankreich vier zusätzliche Canadairs kaufen und die Flotte nach und nach ersetzen werde. Letztes Jahr dann hat die EU zusammen mit sechs südeuropïschen Ländern 22 Exemplare der Wasserbomber bei De Havilland Canada bestellt, darunter zwei, die für Frankreich bestimmt sind.
Startup entwickelt neues Modell
Das Problem: Das Modell CL-415 wird seit 2015 nicht mehr gebaut. Die Produktion des Nachfolgermodells DHC-515 hat 2024 begonnen, doch die ersten der für Griechenland und Frankreich bestimmten Exemplare werden bestenfalls 2028 erwartet. Diese Lücke und den steigenden Bedarf an Löschflugzeugen versuchen nun, neue Akteure zu nutzen. In Europa gibt es gleich mehrere Projekte, davon allein drei in Frankreich. Die meisten setzen wie die beiden Toulouser Startups Positive Aviation und Aerotec & Concept auf die Umrüstung existierender Flugzeugmodelle.
Hynaero dagegen entwickelt ein neues Löschflugzeug, die Fregate F-100. Das Startup aus Bordeaux will 2031 die ersten zwei Exemplare ausliefern. Die Endfertigung soll bei Istres in Südfrankreich erfolgen, hat Hynaero angekündigt, nachdem es 7 Mill. Euro von der Region Sud und dem französischen Staat erhalten hat. Für die Konzeption des Flugzeugs sucht die Firma, die auf eine Absichtserklärung für eine Partnerschaft mit Airbus Defence & Space bauen kann, noch 8 bis 10 Mill. Euro, für die nächste Phase 2026 dann weitere 100 Mill. Euro. Insgesamt dürfte das Programm rund 1 Mrd. Euro kosten. Dank Absichtserklärungen von der Sécurité Civile und zwei weiteren Betreibern von Löschflugzeugen für den Kauf von 27 Fregates benötigt Hynaero insgesamt 600 Mill. Euro von privaten Investoren. Airbus Defence & Space wiederum arbeitet daran, den Militärtransporter A400M dank eines abnehmbaren Löschmittel-Rüstsatzes auch als Wasserbomber einsetzen zu können — als strategische Reserve, nicht als Ersatz des Canadair.