LeitartikelIndexfonds

Neue Rekorde für ETFs

Die in ETFs angelegten Gelder haben zum Halbjahr mit weltweit 10,5 Bill. Dollar einen neuen Rekord erreicht. Gefragt sind jetzt stärker Anleihe-ETFs. Alles spricht dafür, dass der Boom der preiswerten Indexfonds sich fortsetzt.

Neue Rekorde für ETFs

Indexfonds

Neue Rekorde für ETFs

Von Werner Rüppel

Im ersten Halbjahr haben die börsengehandelten Indexfonds, kurz ETFs, neue Rekorde erzielt. Denn nach Angaben des Analysehauses ETFGI sind weltweit per Ende Juni Assets über 10,2 Bill. Dollar in ETFs angelegt, und inklusive der sonstigen börsengehandelten Produkte, der ETPs, sind es 10,5 Bill. Dollar. So viele Gelder waren noch nie in den Indexprodukten angelegt, auch Ende 2021 nicht, als die Marke von 10 Bill. Dollar erreicht worden war. Und im Vergleich zum Stand von Ende 2022 errechnet sich ein Anstieg von 13,5%. Auch in Europa haben die in ETFs und ETPs angelegten Gelder im ersten Halbjahr um satte 14,6% auf einen neuen Rekord von 1,63 Bill. Dollar zugelegt.

Natürlich hat das Volumen der in ETFs angelegten Assets von den freundlichen Aktienmärkten profitiert. Doch waren auch die Mittelzuflüsse laut ETFGI im ersten Halbjahr mit weltweit 376 Mrd. Dollar und 72 Mrd. Dollar in Europa ausgesprochen üppig. Wobei allein im Juni mit weltweit 103 Mrd. Dollar und 10,3 Mrd. Dollar in Europa erneut viele Gelder in die börsennotierten Indexfonds geflossen sind. Dass der Juni weltweit der 49. Monat in Folge mit Nettomittelzuflüssen für die ETF-Industrie ist, zeigt die Wucht der passiven Revolution auf. Über zehn Jahre sind die Wachstumsraten der ETFs mit 15,9% pro Jahr weltweit und 14,6% pro Jahr in Europa geradezu gigantisch.

In diesem Jahr kam der ETF-Industrie vor allem die inzwischen erreichte Breite ihrer kostengünstigen Produktpalette zugute. Die Zahl der Produkte nimmt stetig zu und hat, inklusive ETPs, inzwischen mehr als 11.400 weltweit und rund 3.000 in Europa erreicht. Wobei die Deutsche Börse kräftig vom ETF-Boom profitiert, sind doch inzwischen an ihrem XTF-Segment auf Xetra inzwischen bereits mehr als 2.000 Produkte notiert. ETFs sind inzwischen preiswerte Alleskönner, es gibt nicht nur Standardprodukte auf die große bekannten Aktienindizes, sondern auch immer mehr aktive und nachhaltig ausgerichtete ETFs. Und, was in Zeiten steigender und wieder attraktiver Zinsen ganz wichtig ist: Die ETF-Industrie hat sich in den vergangenen Jahren auch das Segment der Geldmarkt- und Anleihe-ETFs mit einer wachsenden Produktpalette erschlossen. Schließlich ist Fixed Income im Vergleich zu Aktien an den Kapitalmärkten immer noch die größere Orgel. Übrigens hat sich die Innovationskraft und die Wettbewerbsintensität der ETF-Industrie auch dadurch vergrößert, dass immer mehr Anbieter, darunter auch etliche etablierte aktive Manager, in das Wachstumssegment drängen.

Da Zinsen wieder attraktiv sind, haben Anleihe-ETFs mit 142 Mrd. Dollar weltweit und 33 Mrd. Dollar in Europa überdurchschnittlich hohe Mittelzuflüsse erzielt. Viele Investoren, insbesondere wohl auch institutionelle, haben ihr Engagement bei Anleihen über ETFs ausgebaut. Das ist auch wesentlich einfacher und effizienter als über den Kauf einzelner Bonds, bei denen die Liquidität mitunter gering ist, weil sie häufig bereits in festen Händen sind. Die Analysten von Morningstar stellen fest, dass in Europa die Zuflüsse in Anleihen-ETFs im Halbjahr ein Allzeithoch erreichten, weil die Anleger von den steigenden Anleiherenditen profitieren wollten und versuchten, Ungleichgewichte durch eine zu geringe Quote an Festverzinslichen abzubauen.

Interessant ist, dass laut Morningstar die Mittelzuflüsse bei ESG-ETFs im zweiten Quartal zurückgingen. Als Grund führen die Analysten an, dass bei Staatsanleihen die Integration von ESG-Prinzipien noch nicht so weit verbreitet sei wie auf der Aktienseite. Doch scheint sich insgesamt der zwischenzeitlich gesehene ESG-Hype abzumildern. Nachhaltige ETFs dürften durchaus gefragt bleiben, aber eben wohl nur im Einklang mit den traditionellen Investitionskriterien wie Performance und Risiko.

Für Privatanleger spielt ESG eine geringere Rolle als für Institutionelle, die auch oft von ihren Investitionskriterien her nachhaltig anlegen müssen. Hierzulande sparen die Privaten zunehmend über kostengünstige ETF-Sparpläne fürs Alter und sonstige Eventualitäten des Lebens. Dabei hat die Zahl der Sparpläne laut ExtraETF mit 3,85 Millionen ebenfalls einen neuen Rekord erreicht. Alles in allem spricht also alles dafür, dass ETFs weiter boomen.

Die in ETFs angelegten Gelder haben neue Rekorde erreicht. Alles spricht dafür, dass der Boom der ETFs sich fortsetzt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.