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Neue Wettbewerber für die SNCF

Während neue Anbieter für TGV-Verbindungen trotz hoher Finanzierungskosten in den Startlöchern stehen, baut die SNCF das Angebot ihres Lowcost-Hochgeschwindigkeitszuges Ouigo weiter aus.

Neue Wettbewerber für die SNCF

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Neue Wettbewerber für die SNCF

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von Gesche Wüpper, Paris

Frankreichs Staatsbahn SNCF bereitet sich auf verstärkte Konkurrenz bei Hochgeschwindigkeitszügen vor. Während mehrere neue Wettbewerber in den Startlöchern stehen, baut sie das Angebot ihres Billig-TGVs Ouigo weiter aus, vor allem im Westen Frankreichs. Den haben zwei neue Gegenspieler ebenfalls im Visier. Deshalb bietet Ouigo ab Mitte Dezember auch Verbindungen ins Baskenland an, nachdem zuvor das Angebot in die Bretagne und nach Okzitanien verstärkt wurde. 2027 soll eine Direktverbindung von Bordeaux nach Lyon über Paris folgen. Pläne für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Deutschland gibt es ebenfalls. Details dazu könnten schon bald bekannt gegeben werden. 

Mit der Lancierung ihres Ouigo-Lowcost-TGVs 2013 habe die SNCF die Liberalisierung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs antizipiert, meint Transportexperte Arnaud Aymé von der Unternehmensberatung Sia Partners. Bisher ist die Liberalisierung des französischen Bahnmarktes jedoch eher zögerlich verlaufen. Derzeit machen der SNCF lediglich Trenitalia aus Italien und Renfe aus Spanien im Hochgeschwindigkeitsverkehr sowie Transdev im Regionalverkehr Konkurrenz. Trenitalia hatte Ende 2021 den Anfang gemacht, Renfe folgte 2023. Beide sind in Frankreich noch nicht rentabel.

Velvets Pläne

Ab 2028 wollen die neuen privaten Anbieter Velvet, Le Train und Kevin Speed an den Start gehen. Zwei andere Aspiranten — Railcoop und Midnight Trains — haben bereits aufgegeben. Immerhin belaufen sich die Finanzierungskosten laut Branchenkennern auf mindestens 1 Mrd. Euro. Dazu kommen industrielle und regulatorische Hürden.

Die Pläne von Velvet, bis zum Sommer noch unter dem Namen Proxima bekannt, sind derzeit am weitesten fortgeschritten. Generaldirektorin und Co-Gründerin ist die frühere SNCF Voyages-Chefin Rachel Picard. Das Startup hat sich bereits eine Finanzierung in Höhe von 1 Mrd. Euro durch Antin Infrastructures gesichert und zwölf Avelia Horizon-Züge bei Alstom bestellt, um ab 2028 Verbindungen von Paris nach Bordeaux, Nantes, Rennes und Angers anbieten zu können. 

Hohe Finanzierungskosten

Le Train aus Bordeaux, an dem die beiden Banken Crédit Mutuel Arkéa und Crédit Agricole beteiligt sind, hat zehn Talgo-Züge der neuesten Generation geordert. Damit will Le Train Verbindungen auf bisher vernachlässigten Strecken im Westen des Landes anbieten. Bislang müssen Fahrgäste, die mit der Bahn von Bordeaux in die Bretagne reisen wollen, in der Regel einen Umweg über Paris fahren.

Kevin Speed wollte ebenfalls Ende 2028 den Betrieb aufnehmen. Weil es bei der Finanzierung zu Verspätungen kommt und die Wartezeiten für neue Züge sehr lang sind, hat das Unternehmen die Pläne kürzlich um zwei Jahre verschoben. Das Startup aus Paris, das mit Alstom eine Kaufabsichtserklärung für 20 TGVs vereinbart hat, will laut Medienberichten bis Ende des Jahres eine Finanzierung über 1,2 Mrd. Euro sichern.