Nicht ganz alltäglich
US-Notenbank
Nicht ganz
alltäglich
Von Kai Johannsen
Bei der US-Notenbank stellt sich aktuell eine nicht ganz alltägliche Situation ein. Zwar hat die US-Notenbank den Leitzins wie von den meisten Marktteilnehmern erwartet in der gegenwärtigen Spanne von 4,25 bis 4,50% belassen und sich damit auch weiter gegen die Forderungen von US-Präsident Donald Trump gestemmt, der die US-Währungshüter immer wieder dazu aufruft, die Zinsen zu senken. Aber der Rückhalt für Fed-Chef Jerome Powell in den eigenen Reihen wird geringer. Denn die beiden Direktoren Christopher Waller und Michelle Bowman votierten jetzt für eine Senkung der US-Leitzinsen. Das ist schon recht ungewöhnlich: Denn eine Konstellation mit zwei Abweichlern bei einer Zinssitzung hat es zuletzt im Jahre 1993 gegeben. Das war zu Zeiten des Fed-Chefs Alan Greenspan, der den Offenmarktausschuss der Fed von 1987 bis 2006 leitete. Bowman und Waller sind der Ansicht, dass die Zollerhöhungen weniger zu Inflation führen werden, sondern sehen das Risiko eher auf der Wachstumsseite. Für beides gibt es gute Argumente, aber ob die Inflations- oder die Wachstumsrisiken die Oberhand bekommen, wird sich verständlicherweise erst noch zeigen müssen. Aber dass der weltweite Handelskrieg auf das Wachstum durchschlagen wird, liegt auf der Hand, es ist eben nur die Frage, wie heftig und wie stark künftige – noch zu ergreifende - wirtschaftspolitische Maßnahmen, hier entgegenwirken.
In den nächsten Wochen werden Marktakteure die Fed nun noch genauer als sie es ohnehin schon tun verfolgen. Zentral sind mit Blick auf die Fed-Septembersitzung zwei Ereignisse. Das sind die Arbeitsmarktdaten für Juli, die bereits am Freitag anstehen, und das Notenbankertreffen in Jackson Hole vom 21. Bis 23. August. Sollten die Juli-Arbeitsmarktdaten eine schwächelnde US-Beschäftigungssituation signalisieren, die Inflationsdaten keinen Ausbruch nach oben zeigen, könnte sich Raum für Zinssenkungen eröffnen. Und genau diesen könnten Fed-Vertreter in Jackson Hole thematisieren. Dann könnte es schon im September mit der Zinssenkung soweit sein – statt erst im Dezember wie die meisten Marktakteure es derzeit noch erwarten.