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Nicht genug Geld für die Kasse

Volkswagen benötigt kurzfristig einige Milliarden für Investitionen aus eigener Kraft. Die Ertragsmisere macht daraus eine echte Herausforderung.

Nicht genug Geld für die Kasse

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Nicht genug Geld für die Kasse

Von Carsten Steevens

Cash is King. Für Volkswagen geht es gerade in besonderer Weise um Mittel, die in den nächsten Jahren ausgegeben werden können – für Investitionen in Antriebs- und Zukunftstechnologien etwa. Die Lage ist ernst, wie die Prognose des Konzerns aus Wolfsburg anzeigt, dass der Netto-Cashflow im Automobilbereich in diesem Jahr bei Null landen dürfte. Im Klartext: 2025 wird von aktuellen Anstrengungen in der Kasse nichts hängen bleiben. Und im kommenden Jahr?

Die Liquidität soll robust bleiben. Antworten auf Fragen zu finden, wie die teuren Vorhaben in Plattform-, Software- oder Batterie-Projekte finanziert werden sollen, ist für Europas größten Autobauer deshalb im Verlauf dieses Jahres immer dringlicher geworden. Die Ertragslage hat sich verdüstert. Von den ursprünglichen operativen Renditezielen ist der Konzern mehrfach abgerückt. Auf 7,5 Mrd. Euro belaufen sich nach dem dritten Quartal Sonderlasten – vor allem als Folge der Krise der einstigen Ertragsperle Porsche sowie erhöhter US-Importzölle.

Sorgen um Ratings

Zwar fällt die Neunmonatsbilanz mit dem Milliardenverlust im dritten Quartal weniger düster aus, lässt man einige Einmalfaktoren außen vor. Doch auch bereinigt verdient der Konzern zu wenig. Die Folgen der über 2025 hinaus bestehenden Zolllasten und die Absatzschwäche im chinesischen Elektromarkt werden VW weiterhin beschäftigen. Zudem drohen kurzfristig Rückschläge, aktuell etwa im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Halbleitern.

Aus dem Unternehmen wird lanciert, es fehle 2026 ein Netto-Cashflow von 12 Mrd. Euro. Werde die Lücke nicht geschlossen, könnten Ratingenturen die Bonitätsnoten herabstufen mit der Folge, dass sich die Aufnahme von Fremdmitteln verteuern würde. Ob das zutrifft oder nicht: Den neuen Belastungen muss VW mit zusätzlichen Sparanstrengungen begegnen. Investitionen hinauszögern oder abspecken, Beteiligungen ganz oder teilweise versilbern? Der Free Cashflow des dritten Quartals von 3,1 Mrd. Euro, der Markterwartungen deutlich übertroffen hat, zeigt an, dass der Konzern über Hebel verfügt.