Noch zu viel Pessimismus im Ölmarkt
Ölmarkt
Noch zu viel Pessimismus
Von Dieter Kuckelkorn
Am Samstag haben die acht Mitgliedsländer des Kartells Opec plus, die zusätzlich zu den offiziellen Quoten weitere freiwillige Produktionseinschränkungen durchgeführt hatten, die Förderung um weitere 411.000 Barrel Pro Tag (BPD) erhöht. Der Brent-Ölpreis hat darauf kaum reagiert, er befindet sich nach wie vor bei rund 65 Dollar, obwohl die meisten Analysten für Juli ein weiteres Aufdrehen des Ölhahns in der gleichen Größenordnung erwarten und einige Banken noch einen weiteren Schritt im August.
Negative Erwartungen
Eine Reihe von Analysten ist daher angesichts von kräftigem Angebotswachstum außerhalb der Opec, insbesondere in den USA, und einer schwachen Nachfrage pessimistisch und rechnet mit einem weiteren Rückgang Ölpreises − so beispielsweise die Experten von Goldman Sachs, die von einem durchschnittlichen Ölpreis im laufenden Jahr von lediglich 60 Dollar ausgehen. Sehr pessimistisch für die Entwicklung der Nachfrage ist auch die Energieagentur IEA, die allerdings von den Industrieländern bezahlt wird, die ein Interesse an niedrigen Energiepreisen haben.
Ausgeglichener Markt erwartet
Dass jedoch der Ölpreis − auf einem zugegebenermaßen niedrigen Niveau − konstant geblieben ist, deutet darauf hin, dass der Markt aktuell ausgeglichen ist. Davon gehen auch die Rohstoffanalysten von Standard Chartered aus und offensichtlich auch die Opec selbst, die sicherlich nicht will, dass ein Preisverfall die zusätzlichen Einnahmen aus der Produktionssteigerung ausgleichen würde. Laut Standard Chartered ist ein ausgeglichener Ölmarkt auch für das dritte Quartal zu erwarten, trotz des Abbaus der freiwilligen Produktionskürzungen.
Preis gut unterstützt
Derweil scheint der Ölpreis momentan trotz der jüngsten Anstiege der Rohöllagerbestände gut unterstützt zu sein, denn in den USA wird nach dem deutlichen Wachstum die Ölproduktion nun gedrosselt, und zwar auch in dem für seine niedrigen Break-even-Kosten bekannten Permian-Becken. Eine solche Entwicklung könnte dazu beitragen, dass sich die derzeit übertrieben negative Stimmung am Ölmarkt wieder etwas aufhellt und es damit zu einer gewissen Normalisierung des Ölpreises kommt.