Offene Türen für Benkos Fürsprecher
Julius Bär
René Benko und dessen Signa-Gruppe gehen wahrscheinlich pleite. Die Aktionäre der betroffenen Kredithäuser und die Finanzmarktaufseher fragen sich: Wie kann es sein, dass Benko bei vielen Banken offenbar nur mit den Fingern schnippen musste, um in kurzer Zeit an riesige Kredite heranzukommen? Der Finanzmarkt erlebt sein Erweckungserlebnis: Man hat sich von einem Aufschneider blenden lassen.
Von Daniel Zulauf
So schrecklich banal kann also die Wahrheit sein. Das Geschäftsmodell des 46-jährigen Selfmade-Milliardärs aus Tirol funktionierte nach einem einfachen, aber wirkungsvollen Prinzip. Auf Pump kaufen und teuer weiterverkaufen. Die Schweizer Vermögensverwaltungsbank Julius Bär hat Benkos Spiel mit Krediten in Höhe von 606 Mill. sfr mitfinanziert. Jetzt muss sich die Bank für die absehbaren Verluste rechtfertigen.
Wiederkehrendes Muster
Freilich war auch bei Julius Bär kein Banker dumm genug zu glauben, dass sich die Welt für Immobilieninvestitionen nicht ändern kann. Warum also hat sich alteingesessene Institut dennoch so weit vorgewagt und einem einzelnen Kunden Kredite in der Höhe eines Jahresgewinns zugehalten? Sie hat sich offensichtlich mehr auf Benkos illustre Fürsprecher als auf ihr eigenes Urteilsvermögen verlassen. Das ist ein wiederkehrendes, zyklisches Verhaltensmuster, dem Banken immer wieder erliegen.
Wenn Benko etwas wirklich gut konnte, dann war es, prominente Leute von seiner Sache zu überzeugen und sie nötigenfalls auch mit dubiosen Methoden ins Boot zu holen. Im Beirat von Benkos Signa Holding sitzen mit Alfred Gusenbauer ein ehemaliger Bundeskanzler Österreichs und mit Susanne Riess-Hahn eine frühere Vizekanzlerin. Aus der Schweiz ist mit dem Lindt-&-Sprüngli-Präsidenten Ernst Tanner eine unternehmerische Legende mit von der Partie. Mit dem Wiener Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner hatte Benko sogar ein Schwergewicht als Mitgesellschafter gefunden.
Benkos Geheimnis waren seine Fürsprecher. Sie haben ihm die Türen zu den Banken geöffnet. Diese sind empfänglich für wohlklingende Referenzen, weil sie nicht das eigene, sondern das Geld anderer Leute verwalten. Anreize gibt es für Wachstumsstrategien, weniger für sicherheitsorientiertes Banking. Die intransparente Konstruktion der Signa-Gruppe war perfekt auf das Fürsprache-Banking zugeschnitten. Das Bild einer Finanzwelt, in der sich die Verantwortung so weit teilen lässt, dass sich Risken scheinbar auflösen, kommt zyklisch zum Vorschein. Jetzt kennen auch die Julius-Bär-Aktionäre diese Illusion.