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Passender Stein fürs Strategie-Mosaik der Deutschen Börse

Die Anleger applaudieren der Deutschen Börse für die vielleicht teuerste Übernahme der Konzerngeschichte. Auch weil der Dax-Konzern seine Strategie so gut dargelegt hat. Nur die Aufsicht kann den perfekten Fit noch verhindern.

Passender Stein fürs Strategie-Mosaik der Deutschen Börse

Deutsche Börse

Passender Stein
für Strategie-Mosaik

Von Sebastian Schmid

Während Friedrich Merz über eine gemeinsame europäische Börse fabuliert, geht Stephan Leithner die Kapitalmarktintegration ganz praktisch an. Statt wie Euronext eine Reihe von Börsenplätzen aufzukaufen, investiert der hiesige Platzhirsch lieber dort, wo das größere Rad gedreht werden: IT und investorennahe Dienstleistungen. Denn diese Bereiche wachsen, der klassische Aktienhandel tut es nicht.

In der jüngsten und im Erfolgsfall bislang größten Transaktion der Deutschen Börse Group soll die Fondsvertriebsplattform Allfunds für mehr als 5 Mrd. Euro einverleibt werden: die Konstruktion der Offerte mit einem überschaubaren Baranteil sowie der vorgesehene Zusammenschluss über ein Scheme of Arrangement, der zur Abwehr gieriger Hedgefonds dient, ist auch smart.

Die Fondsvertriebsplattform passt bestens in Portfolio und Strategie der Börse. Mit Clearstream Fund Services konkurriert man bereits mit der in Madrid ansässigen Allfunds. Im Geschäftsmodell gibt es Überschneidungen, aber auch Unterschiede. So richten sich die Spanier stärker am Front-end aus, während Clearstream stärker am Back-end als Infrastrukturpartner für Institutionelle fungiert. Zudem ist man in unterschiedlichen Märkten stark. Während Allfunds etwa in Spanien und Frankreich dick im Geschäft ist, konnte sich Clearstream vor allem im deutschsprachigen Raum gut positionieren. Und das Wachstumspotenzial ist beachtlich. Die Assets under Administration (AuA) von Allfunds lagen 2010 noch bei 57 Mrd. Euro. Aktuell sind es knapp 1,7 Bill. Euro.

Dass Rivale Euronext vor zwei Jahren bei Allfunds nicht zum Zuge kam, ist vielleicht die Kirsche auf der Torte. Die Offerte lag mit 8,75 Euro je Anteilsschein auf fast auf identischem Niveau und hatte eine höhere Barkomponente. Gescheitert ist sie auch daran, dass die Aktionäre von Euronext den Mehrwert nicht erkennen wollten. Die Aktie wurde abgestraft. Das ist die wichtigste Erkenntnis für die Börse. Die Anleger haben verstanden, wie Allfunds das strategische Mosaik vervollständigt. Eine hohe Hürde gilt es indes noch zu nehmen: die EU-Kartellwächter. Nicht umsonst betont die Börse das eigene Engagement zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, „wie sie in der Spar- und Investitionsunion (SIU) vorgesehen (ist).“ Damit soll den Wettbewerbshütern die Brücke zur Genehmigung gebaut werden. Kartellrechtlich ist der Fall nämlich alles andere als einfach.